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IM REICH DER MITTEL

Morgen nimmt der bisherige Intendant der Berliner Philharmoniker, Hans-Georg Schäfer vorzeitig und im Unfrieden seinen Hut und sicher auch ein paar Marken aus der Haushaltskasse. Übrigens sehr zum Leidwesen des AL -Abgeordneten Bernd Köppl, der neulich kritisierte, daß nicht nur die Höhe der Ablösesumme für Schäfer geheimgehalten wird, sondern diese auch aus dem Landeshaushalt bezahlt würde statt aus dem Etat des gutversorgten Orchesters selbst.

In jedem Fall muß aber ab Mittwoch ein Neuer (eine NeuE gibt's ja nicht) her. Da hat sich Kultursenatorin Martiny zwecks Interimslösung bis März 1990 den Intendanten der Berliner Festspiele GmbH, Ulrich Eckhardt ausgeguckt, was sich gut trifft, weil der Hobby-Dirigent und Verwaltungsjurist seinerseits schon lange ein Auge auf diesen Sessel geworfen hatte. Und wenn der amtsverdoppelnde Vize-König erstmal vor den Philharmonikern sitzt, dann sitzt er. Das träfe sich auch wieder, denn hier ergäbe sich die Gelegenheit, die berüchtigte sogenannte „Orchesterrepublik“ endlich in eine konstitutionelle Monarchie umzuwandeln, denn im Zepterschwingen ist der Festspielregent wohlgeübt. Andererseits würde mit Eckhardts Abdankung der Thron des Duodez-Fürstentums Festspiel GmbH vakant. Kronprinz ist hier Torsten Maaß. Der, bisher hauptsächlich zuständig für die Abteilung Volksbelustigung und Großveranstaltungen, steht aber mehr auf Massenbeglückung. Das hätte dann doch wieder den Vorteil, die Festspiele GmbH von einem vorrevolutionären Kleinstaat in eine postmoderne Medienmacht umzubauen. Ganz im Sinne der Perestroika quasi. Vorerst aber lernen wir: auch im Westberliner Machtgeschiebe wird bald nichts mehr sein wie früher.

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