Harte Haltung in Prag: 149 Anklagen

■ Demonstranten vom Wochenende sollen vor Gericht / 'Rude Prawo‘ schiebt alles auf „ausländische Provokateure“

Prag (ap) - Gegen 149 der 355 bei Kundgebungen am Samstag festgenommenen Demonstranten soll Anklage wegen Störung der öffentlichen Ordnung erhoben werden. Nach dem neuen Demonstrationsgesetz müssen die Angeklagten mit Geldstrafen bis zu umgerechnet 3.600 Mark rechnen. Die Kundgebung war von der Polizei gewaltsam aufgelöst worden. Es gab nach offizieller Darstellung sieben verletzte Demonstranten und fünf verletzte Polizisten. Unklar war am Montag, wie viele der Festgenommenen noch in Haft waren.

Unter den Festgenommenen waren 17 Ausländer aus elf Ländern. Über deren Schicksal wurde nichts mitgeteilt. Die Demonstranten, die sich aus Anlaß des 71. Jahrestages der Gründung der tschechoslowakischen Republik versammelt hatten, forderten unter anderem die Ablösung des CSSR -Parteichefs Milos Jakes sowie freie Wahlen.

Die Parteizeitung 'Rude Pravo‘ machte am Montag erneut ausländische Provokateure für die Demonstration verantwortlich und bezeichnete die Demonstranten als aggressiv. Die Zeitung des Jugendverbandes 'Mlada Fronta‘ dagegen beschrieb die Demonstranten als friedlich und wies darauf hin, daß sie den Polizisten mit erhobenen Händen zugerufen hätten: „Wir haben leere Hände!“