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Neu im Kino:

■ „Außer Atem“ von J.-L. Godard

„Jeder kennt ihn“, sagt der Kollege, und so ganz unrecht hat er damit nicht. Godards „Außer Atem“ (1960) ist ein Klassiker, ein Film für unverfängliche Bekenntnisse. „Unser Lieblingsfilm“ schreiben die Verleiher und stehen damit nicht allein. Zumal die Version, die nun anläuft, eine französische, untertitelte ist, in der nicht die leidigen deutschen Synchronsprecher die Dialoge verderben.

Als Godard 1959 den Film drehte, hatte er, so sagt er, vom Filmemachen keine Ahnung, er wußte nur, daß er allen Verboten aus dem Weg gehen wollte. Das stimmt zwar nicht ganz, schließlich war es nicht sein erster Film, zumindest wußte er was alles verboten war, cinematographisch.

Was er aber hatte, das war eine Lust zu spielen, sich auf unberechenbare Situationen einzustellen, und mitspielen zu lassen. Seinen Hauptdarsteller Jean Paul Belmondo etwa, den nichtsnutzigen Kleinganoven, der immer Autos klaut, weil er mit ihnen schnell zu seiner frisch Geliebten Patricia nach Paris kommen kann. Einfach phantastisch in dieser Rolle, ein selbstgesprächiger Spinner, einfallsreich, noch gut aussehend, supercool, wie Paris aus den Rippen geschneidert. Und dabei mit einer Fähigkeit zur Selbstpersiflage gesegnet, in der er seine pralle Männlichkeit untergründig zerlegt. Oder Jean Seberg, die lebensdurstige Patricia, die sich vor der Unfreiheit durch Liebe fürchtet und mit einem wunderbaren amerikanischen Akzent spricht. Andere Personen haben neben dieser 'amour fou‘ keinen Platz.

Ein wunderschön bitter-süßer Film, in einem vernebelten schwarz-weiß aus der blinkenden Lichterstadt, mit halsbrecherischen Kamerabewegungen durch engste Interieurs, mit einer coolen Klang-Kulisse, was soll man noch sagen? Ein Film für Bekenntnisse eben.

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Cinema, 20.45 Uhr

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