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Die Sonne scheint über der Ruhr

Ein Solarenergiekongreß mitten im Revier soll helfen, den fälligen Strukturwandel anzukicken Die Düsseldorfer Landesregierung will künftig 30prozentigen Anteil der Kohle an der Gesamtverstromung  ■  Von Gerd Rosenkranz

Herne (taz) - Die NRW-Landesregierung will das traditionelle Kohle- und Energiezentrum an Rhein und Ruhr in die Zukunft retten. Sie setzt dabei auf moderne Techniken zur rationellen Energieverwendung, auf erneuerbare Energiequellen und auf die „umweltverträgliche“ Nutzung der heimischen Kohle. Das erklärte gestern der Leiter der Düsseldorfer Staatskanzlei, Wolfgang Clement, beim Sonnenenergiekongreß in der Kohlestadt Herne mitten im Revier.

Mit „zwiespältigen Gefühlen“ hatte der Herner Oberbürgermeister Pohlmann den Kongreß eröffnet, die „Symbolkraft“ der Veranstaltung an diesem Ort hervorgehoben: „Die Blütezeit der Kohle ist längst vorbei.“ Einen Gutteil seiner Spannung bezog der Kongreß denn auch aus jener Energiekonkurrenz, die die Kohle immer stärker auf die Verliererstraße bringen wird. Am deutlichsten sagte das der Vorsitzende der Sonnenenergievereinigung „Eurosolar“ und SPD -Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer. Jeder, der eine „solare Energiewirtschaft ohne wirtschaftlichen Strukturwandel herbeireden“ wolle, lüge sich in die Tasche. Betroffen sei zuerst das Öl, dann die Kohle.

Clement übte sich in der Gratwanderung, die Kumpels des Reviers einerseits auf diese Entwicklung vorzubereiten und andererseits den Eindruck eines beschleunigten Ausstiegs aus der Kohle zu vermeiden. Die Landesregierung sei bereit, „der rationellen Energieverwendung und den erneuerbaren Energiequellen Vorrang zu geben vor der Festschreibung bestimmter Mengen heimischer Kohle.“ Nach Ablauf des Kohle -Jahrhundertvertrags im Jahr 1995 strebe die Landesregierung eine „prozentuale Festschreibung der Kohleverbrennung zur Stromerzeugung bei gut 30 Prozent an.“ Die Kohleverstromung solle so mit künftigen Energiesparerfolgen „mitatmen“. Man sei jedoch nicht bereit, die „heimische Kohle durch Kernkraft oder vielleicht sogar durch Kohle aus Südafrika verdrängen zu lassen“.

Scheer, der schon seit Jahren für die Sonnenenergie trommelt, nannte es „zwingend notwendig“, daß die Solarforschung auf EG-Ebene künftig absolute Priorität vor den Bereichen Atomenergie, Kernfusion und Raumfahrt genießen müsse, wenn den Wäldern und der Atmosphäre noch eine Chance bleiben solle. Außerdem müßten die herkömmlichen Energien deutlich verteuert werden, um die Markteinführung solarer Techniken zu beschleunigen.

Der Biochemiker Frederic Vester lieferte den Fachleuten unter anderem aus der Sowjetunion und Israel - den „Überbau“ für ihre Arbeit. Mit einem „inneren Wandel unseres Denkens“ müsse die Realität als „komlexes System“ erkannt werden, das sich dem „linearen Fortschrittsdenken“ entziehe. Als Vorbild empfahl Vester die Natur, die mit Energie auf sehr effiziente Weise umgehe.

Der Kongreß - im Grunde eine Veranstaltung der SPD -Landesregierung - wandte sich mit einer Solarausstellung und viel Öffentlichkeitsarbeit ausdrücklich auch an „interessierte Bürger“. Der „pädagogische“ und imagebildende Charakter der Veranstaltung wurde von niemandem bestritten.

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