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Die DDR öffnet die Grenzen Schon 15.000 über Prag

Marktredwitz/Prag (ap) - Durch ein weit geöffnetes Tor strömen seit dem Wochenende viele Tausende Bewohner der DDR in die Bundesrepublik: Seit die Regierungen in Ost-Berlin und Prag die freie Ausreise durch die Tschechoslowakei erlauben, kamen bis zum Sonntag mittag mindestens 15.000 Flüchtlinge mit Sonderzügen, Personenwagen und Bussen nach Bayern; der Zustrom hält weiter an.

Die DDR gab bekannt, daß diese Regelung bis zum Inkrafttreten des neuen Reisegesetzes gültig bleiben werde. Ungehindertes Reisen soll nach dem Gesetzentwurf, der heute in Ost-Berlin veröffentlicht werden soll, dann für fast alle Bürger des Landes möglich sein. Anträge auf Übersiedlung sollen in Zukunft „unbürokratisch und schnell“ bearbeitet und nur in Ausnahmefällen abgelehnt werden, erklärte der Vizekonsul der Prager DDR-Botschaft Huber. Die Staatsbürgerschaftsfrage sei von der jetzigen Regelung nicht berührt. Huber betonte, daß jeder ausgereiste Bürger wieder in die DDR zurückkehren könne.

Für die Ausreise über die CSSR genügen mittlerweile die einfachen Personalpapiere. Das Passieren der Grenze zwischen der DDR und der CSSR war am Samstag völlig problemlos.

Mit dem neuen Verfahren wurde praktisch das „ungarische Modell“ übernommen: Schon im September hatte die Budapester Regierung die Grenze für DDR-Bewohner aufgemacht. Gleich nach Öffnung der tschechoslowakischen Grenze setzte in der Nacht zum Samstag der Zustrom nach Bayern ein. Zunächst kamen einige hundert in eigenen Personenwagen. Dann leerte sich schlagartig die Bonner Botschaft in der Hauptstadt der CSSR: Mit sechs Sonderzügen wurden 6.486 Übersiedler nach Bayern gebracht, die von der „Drehscheibe“ Marktredwitz in Oberfranken aus in andere Teile der Bundesrepublik - unter anderem nach Lübeck, Hannover und Fulda - weitergeleitet wurden.

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