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Ozonloch und Wasserspülung

■ Brückners ökologische Theologie: „Kann die Kirche die Umwelt retten helfen?“

Groß sind die an der Natur, auch als Umwelt bekannt, angerichteten Schäden von Ozonloch über Polabschmelzung bis zum Waldsterben. Groß sind die dafür verantwortlichen Fehler des mechanistischen Denkens, beginnend mit Descartes, der die Natur als zu beherrschende Maschine ansah, und nicht endend mit unserem Begriff von den natürlichen „Ressourcen“. Groß, d.h. „radikal“ ist der vonnötene Umbau der Industriegesellschaft, und in den nächsten zehn Jahren zu vollziehen. Wie die Ausbeutung der Arbeiterklasse durch Menschenrechte plus Sozialgesetzgebung gebremst worden ist, so muß es die Ausbeutung der Natur werden durch die Erhebung der Würde der Natur in Verfassungsrang plus ökologische Gesetzgebung, die die Umweltschäden mit in die Kostenrechung der Produkte hineinnimmt. Autos z.B. würden gigantisch teuer oder ökologisch. Eine große Wende in der Umweltpolitik muß den Vorrang der Öko

logie sichern, auch vor „PR-trächtigen Täuschungsmanövern“ wie Minister Töpfers „Cat sei Dank“, das den etwas gebremsten Schadstoffanstieg als Abhilfe ausgibt.

Groß ist auch die Bewegung der Evangelischen Kirche und ihrer Tage hin auf eine „ökologische Theologie“, die das „Machet Euch die Erde untertan“ nunmehr richtig versteht als Mitverantwortung des Geschöpfes Mensch für die Mitschöpfung.

Ja, und um all dies Große im kleinen Stadtstaat Bremen in der Bremischen Evangelischen Kirche voranzutreiben, gibt es den Umweltbeauftragten Senator a.D. Herbert Brückner, dessen landespressekonferenziale Ausführungen wir oben nach Kräften wiedergegeben haben. Der sitzt an zwei Wochentagen mit Telefon und einem kleinen Haushaltstitel im Haus der Kirche und koordiniert: Die ökologische Bildungsarbeit, die allerdings viele kirchliche (Jugend-)Gruppen schon

ganz selbständig vorantreiben, einen ziemlich neuen Arbeitskreis Ökologie, der einmal in die Stadtteile hineinwirken soll, und den praktischen Umweltschutz in den Kirchengemeinden.

Davon allerdings, von den popligen kleinen Dingen in den Gemeindehäusern, den Gärten und Friedhöfen, sprach der Herbert Brückner weit weniger plastisch als von Descartes, dem kosmisch erforderlichen globalen Umdenken und der integrativen Ökokostenrechnung. Hörten sich Worte wie „Wärmedämmung“ schon ein bißchen unbegeistert an, so sind dann Vokabeln wie Wassersparknopf, der den Toiletten der 60 Bremischen Gemeindehäuser fehlt, solcher Art, daß der Senator a.D. Herbert Brückner kaum noch zu vernehmen ist, wenn er sie denn in den Mund nehmen muß.

Schade, denn in diesen kleinen Dingen ließe sich wirklich etwas bewegen, außer dem Mund.

Uta Stolle

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