: Rodungsaufschub am Concordia-Tunnel
■ Bürgerinitiative erreichte zweitägigen Sägestillstand / Nächste Woche sollen Rammarbeiten beginnen
Gestern morgen um sieben, so lauteten die ursprünglichen Informationen von der Deutschen Bundesbahn, würde es zur Sache gehen am Concordia-Tunnel. Mit dem Fällen der Bäume rechts und links der Bahnüberführung sollten die vorbereitenden Arbeiten für den Neubau der Brücke beginnen. Mit der Ankündigung, sich beim Anrücken der ersten Sägen an die fraglichen Bäume zu ketten, hielten Mitglieder der Bürgerinitiative „Keine Stadtautobahn durch Bremen“ bis zum Mittag das kleine Areal besetzt - und die angerückte Gartenbaufirma fern. Der Verantwortliche der Deutschen Bundesbahn, der die Aktion aufmerksam verfolgte, entschied sich gegen eine polizeiliche Räumung und für ein erneutes Anrücken am Mittwoch.
Abgewartet werden soll nun ein Gespräch, das AnwohnerInnen und die Bundesbahn schon länger verabredet hatten - für den heutigen Tag. Dort werden die erbosten HausbesitzerInnen in der Umgebung des Straßentunnels vor allem ein Schreiben zur Sprache bringen, das ihnen ein Bremer Ingenieurbüro Mitte Oktober ins Haus schickte. Beauftragt von der DB weisen da drei Dipl.Ings. auf die kommenden Rammarbeiten vom 13.11 bis 6.12 hin. „Wenn Sie im Einzelfall in Ihren Wohnungen besonders kräftige Erschütterungen spüren, so wenden Sie sich bitte an unseren Meßwagen, damit wir auch in Ihrer Wohnung eine Überprüfung vornehmen können“, teilen sie den Wohnungsinhabern mit. „Eine Unverschämtheit“, urteilte gestern eine Anwohnerin, „die Bun
desbahn geht offensichtlich davon aus, daß durch die Bauarbeiten Schäden an den Häusern entstehen können.“ Billigend in Kauf genommen werden die Auswirkungen der mehr als dreiwöchigen Rammarbeiten für die Spundwände und neuen Brückenpfeiler - das belegt auch eine andere Passage aus dem besagten Brief. Dort heißt es: „Sollten Sie dennoch in diesen Tagen Veränderungen oder Schäden (an den Gebäuden, d.Red.) feststellen, so bitten wir um Benachrichtigung unseres Sachverständigen.“
Ihren symbolischen Widerstand versteht die Bürgerinitiative auch als Mahnung an den Senat. Denn im Fall Concordia-Tunnel werde die Bundesbahn nur „vorgeschickt, die eigentlich Verantwortlichen sitzen ganz woanders“. Und um die an ihre jüngst verkündeten Verkehrskonzepte zu erinnern, prangte vor den umstrittenen Bäumen ein großes Spruchband: „NEUE TRASSEN, die Wohngebiete zerteilen, mit Lärm und Abgasen belasten, sind abzulehnen! Klaus Wedemeier (SPD) 1973.“
Die Bürgerinitiative wertet den Neubau der Eisenbahnbrücke als Startschuß für eine Erweiterung der Autotrasse Schwachhauser Heerstraße. „Nach den bisherigen Planungen“, so BI-Mitglied Gerald Kirchner, „hält der Bausenator am Konzept einer vierspurigen Straße unter der neuen Unterführung fest.“ Um gegen diesen autogerechten „Wahnsinn“ nochmals den Widerstand zu mobilisieren, ruft die BI zu einer Demonstration am Montag, 13.11 um 17 Uhr, dem Tag des Baubeginns auf.
Andreas Hoetzel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen