Flüchtlinge schlafen im Sozialamt

■ Gestern lief die Wohnung des Hausmeisters mit 14 Flüchtlingen „voll“

Wenn ein Flüchtling den Fehler begeht, nach Behördenschluß oder gar am Wochenende in der freien Hansestadt Bremen anzukommen, hat er oder sie - noch immer - Pech gehabt. Keine „Schleuse“, keine Anlaufstelle, in der für diese ZuwanderInnen Notbetten für die ersten November-Nächte freigehalten werden. Für diejenigen, die dann tagsüber von der Ausländerpolizei zur Beratungsstelle für Flüchtlinge im Sozialamt Langenstraße weitergeschickt werden, hat sich trotz Protesten in den letzten Wochen die Lage ebenfalls nicht entschärft. Die MitarbeiterInnen dieser Beratungsstelle sind zuständig dafür, „Erstunterkünfte“ in Hotels und Pensionen sowie Wohnungen auf Dauer für die Flüchtlinge zu finden. Ende Oktober waren alle diese sogenannten schäbigen Hotels und Pensionen „vollgelaufen“. Die MitarbeiterInnen hatten sich keinen anderen Rat mehr gewußt, als in ihren Büroräumen Betten aufzustellen. Diese spektakuläre Hilfsaktion hatte zur Folge, daß im gleichen Gebäude die leerstehende Hausmeisterwohnung für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt wurde und daß von der Ausländerpolizei eine große Zahl von Bremer Flüchtlingen plötzlich mit „Zuweisungsbescheinigungen“ bedachten, um sie in andere Bundesländer loszuwerden. Auch die Sozialämter bekamen eine „Umverteilungsliste“, stellten das Auszahlen der Sozialhilfe an die Betreffenden ein, und gaben ihnen Gutscheine für Bundesbahn-Fahrscheine aus. Oft sogar war das Sozialamt schneller als die Bundespost, so daß Asylsuchende die Sozialhilfe gesperrt bekamen, bevor sie die „Zuweisungsbescheinigung“ in Händen hielten.

Diese überstürzte Umverteilungsaktion in andere Bundesländer schuf vorübergehend wieder freie Plätze in den sogenannten Hotels und Pensionen. Nach acht Tagen konnte die Beratungsstelle die Betten in ihren Räumen wieder abbauen und die Schreibtische wieder an ihre Arbeitsplätze schieben. Gestern nachmittag war die Hausmeisterwohnung einige Treppen höher mit vierzehn Schlafplätzen jedoch schon wieder voll belegt, eine zehnköpfige libanesische Familie fand u.a. darin Platz. Noch nicht ganz voll sind die Hotels, für Einzelpersonen gab es gestern noch ca 20 freie Betten. Pro Tag kommen jedoch durchschnittlich 20 Flüchtlinge neu an. Das erneute „Vollaufen“ der Unterkünfte ist damit vorprogrammiert. Die MitarbeiterInnen der Beratungsstelle haben dabei strikte Anweisung, in ihren Büros „auf keinen Fall“ wieder Betten aufzustellen. Bis zum Wochenende werden noch 40 bis 60 obdachlose Neuankömmlinge erwartet. Holger Ellwart hofft, daß bald das „Lloyd-Hotel“ am Hauptbahnhof mit seinen über 200 Plätzen von der Sozialbehörde für AsylbewerberInnen zur Verfügung gestellt wird. Ellwart: „Aber wir können davon ausgehen, daß wir das Lloyd-Hotel vor Weihnachten auch wieder voll haben.“

B.D.

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