: Entlastung auch für Grenzbeamte
Die erste Übersiedlerdemonstration in Hamburg / Initiative für Robert Havemann ■ E R E I G N I S D D R
Auch die DDR-Grenzbeamten zeigen zunehmende Realitätssinn: „Was sollen wir noch suchen?“ fragen die Beamten mittlerweile an den Grenzübergängen zur BRD. „Wer will, kann ja über die Tschechoslowakei ausreisen.“
In Hamburg haben jetzt erstmals DDR-Übersiedler gegen ihre Wohnbedingungen protestiert. Sie schlossen sich in einem Arbeitskreis Wunderbrunnen zusammen, benannt nach dem gleichnahmigen Campingplatz, wo die meisten wohl den Winter verbringen müssen.
Als erste DDR-Zeitung haben die 'Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten‘ den Problemkatalog des Neuen Forums veröffentlicht. Man wolle, so die Begründung der Zeitung, nicht mehr länger um den heißen Brei herumreden.
Neue Reformvorschläge unterbreitete unterdessen der Konsumverband der DDR: Am Ende der Saison solle jeweils ein ordentlicher Schlußverkauf stattfinden. Außerden sollten die „Delikat„-Geschäften vorbehaltenen hochwertigen Lebensmittel auch in „Konsum„-Läden angeboten werden. Das Sortiment sei reformbedürftig.
Trotz anderslautender Gerüchte wird es keine Polo -Produktion in der DDR geben. Angesichts der Schwierigkeiten bei der Umrüstung der Trabi-Produktion auf Polo-Motoren war in letzter Zeit immer wieder die Frage aufgetaucht, ob die Lizenzproduktion des ganzen Polos nicht die wirtschaftlich effektivere Lösung sei.
Die DDR-Profisportler wollen endlich Bares sehen. Der Radsportler Michael Hübner forderte einen Anteil der Deviseneinnahmen des Staates aus dem Sport: „Wir sollten das Geld, wenn es auf der Straße liegt, auch aufheben.“
Glasnost soll nun auch im Militär Einzug halten. Auf einer Tagung des Wissenschaftlichen Rats für Friedensforschung wurde gefordert, die neue Doktrin für die Nationale Volksarmee solle öffentlich diskutiert werden.
Günter Gaus, ehemaliger Ständiger Vertreter der Bundesrepublik in Ost-Berlin, hat angesichts der jüngsten Entwicklungen in der DDR eine Deutschlandkonferenz der Alliierten unter Einschluß beider deutscher Staaten vorgeschlagen. Ansonsten, so Gaus, könne die Flüchtlingswelle zu einem „unlösbaren Problem“ werden.
Ein „Robert-Havemann-Kreis“, über dessen erstes öffentliches Auftreten in der Ostberliner Akademie der Künste die DDR-Nachrichtenagentur 'adn‘ am Dienstag ausführlich berichtete, will die „politische, moralische und juristische Anerkennung“ des 1982 im Alter von 72 Jahren gestorbenen Chemikers und Publizisten betreiben. Havemann, ein enger Freund des 1976 aus der DDR ausgebürgerten Liedermachers Wolf Biermann, war einer der prominentesten Regimekritiker in der DDR und wurde zeitweise von den Behörden unter Hausarrest gestellt. Der 1932 in die KPD eingetretene Havemann war zusammen mit Erich Honecker im Zuchthaus Brandenburg inhaftiert.
eis
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