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Standbild: Peng - du bist tot

■ "Kontext": Mit 15 an die Front - warum Kinder Soldaten werden"

(„Kontext“: Mit 15 an die Front - warum Kinder Soldaten werden“, 8.11. ZDF, 22.10 Uhr) Zuerst eine Rückblende: vor 40 Jahren standen in Deutschland Kinder und Jugendliche an der Front - zur Verteidigung des „Vaterlandes“. Heute steht keiner von uns mehr an der Front - im Gegenteil.

Es sind die Kinder in Lateinamerika, Afrika und Asien, die an der Front stehen - zehn, elf, zwölf Jahre alt und manchmal auch jünger. 200.000 sollen es sein. Dabei regelt auch die Kinderrechtskonvention der UNO den „Einsatz“ von Kindern in Kriegen. Im Artikel 38 ist ein Mindestalter von 15 Jahren angegeben, und seit zehn Jahren versucht man, diese Konvention und speziell diese Artikel zu ändern - das Mindestalter der Kinder soll auf 18 Jahre heraufgesetzt werden, doch konnten sich die UNO-Mitgliedsstaaten nicht auf dieses Alter einigen.

Dies ist der Ansatzpunkt für einen Bericht von Walter Kaltefleitner und Klaus Schmidt, die damit ein heißes, wenn auch gerne verdrängtes und viel ignoriertes Thema anschneiden.

Kinder, die mit viel zu großen Waffen und Uniformen stolz in die Kamera starren, die reden, als wären sie alte Männer, dabei haben sie noch nicht einmal ihre Kindheit hinter sich gelassen. Kinder, die dem Reporter berichten, sie seien glücklich gewesen, als sie den „Feind“ getötet hätten.

Auch der Weltpolizist USA ist gegen 18 als Mindestalter. Als Begründung ließ das US-Außenministerium verlauten, es sei der Ansicht, daß auch unter 18jährige im Kriegsfall ihr Land mit Waffe verteidigen sollten und daß das Menschenrecht nicht das richtige Mittel sei, um kriegsrechtliche Fragen zu klären.

Das sind nur einige der Aussagen aus diesem Film. Doch die beiden Autoren zeigten auch den Widerstand, den es gegen derartige Auffassungen gibt - Nonnen, die Friedensunterricht erteilen und Kinderschutzorganisationen, die vehement gegen den Kriegseinsatz von Kindern kämpfen.

Dieser Film macht betroffen und wütend zugleich. Betroffen über die Art, in der Kinder immer noch für die Konflikte der Erwachsenen herhalten müssen, und wütend über die Ignoranz und die Menschenverachtung, mit der die Erwachsenen dies quittieren.

Marius Zekri

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