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Schiwkow tritt ab

■ Überraschende ZK-Sitzung Außenminister wird neuer bulgarischer KP-Chef

Sofia (dpa) - Der seit 1956 amtierende bulgarische Parteichef Todor Schiwkow ist am Freitag vom Zentralkomitee seiner Partei überraschend von diesem Posten entbunden worden. Das meldete die amtliche bulgarische Nachrichtenagentur 'bta‘. Nach dieser Meldung bat der 78jährige Spitzenpolitiker selbst um seine Entlassung. Der bisherige Außenminister Petar Mladenow (53) wurde sein Nachfolger. Das ZK hat dem Parlament darüber hinaus vorgeschlagen, Schiwkow auch als Staatsoberhaupt abzulösen. Die Ablösung Schiwkows kam für westliche Beobachter in Sofia völlig überraschend. Erst vor wenigen Tagen hatte sich Schiwkow noch an die Spitze der Reformbewegung gesetzt. Die Reformbemühungen seien deutlich hinter der Lage in der Sowjetunion zurückgeblieben, hatte er kritisiert. Er hatte die Errichtung einer „bürgerlichen Gesellschaft sozialistischen Typs“ mit politischem Pluralismus angekündigt. In den vergangenen Jahren hatte die Wirtschaftsreform nicht in Gang gekommen. Selbst die Sowjetunion hatte Bulgarien wegen des verhaltenen Tempos bei der Reform der innenpolitische Lage kritisiert. Schiwkow hatte es jedoch immer wieder vermocht, seine Gegner auszuschalten. Noch im Sommer dieses Jahres hatte er die Nummer zwei der Partei, Tschudomir Alexandrow, aus dem Parteiapparat verdrängt. Alexandrow galt als maßgeblicher Reformer, der „bulgarische Jelzin“.

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