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Jubel und Skepsis

■ Polen und Ungarn begrüßen Entwicklung in der DDR / In China wurde die Meldungen unterdrückt

Welche Konsequenzen die Entwicklung hat, scheint in Polen niemand zu wissen. „In Berlin, im Herzen Europas, im Streit der Freiheit mit dem Stacheldraht, hat die Freiheit den Sieg davongetragen“, schreibt die 'Gazeta Wyborcza‘. Die Parteizeitungen melden die Öffnung der Grenzen indessen kommentarlos. ZK-Sprecher der PVAP Bisztyga war gestern nicht erreichbar. Regierungssprecherin Niezabitowska erklärte am Nachmittag auf einer Pressekonferenz, man nehme mit Befriedigung zur Kenntnis, daß nunmehr ein Staat mehr die in der UNO-Vereinbarung von '66 enthaltenen Verpflichtungen über freie Emigration einhalte. Dies um so mehr, als auch die DDR diese Vereinbarungen unterzeichnet habe.

In China wurde die Nachricht der Maueröffnung am Freitag unterdrückt. Weder Presse noch Rundfunkanstalten berichteten über das Ereignis. Auch hat sich die chinesische Führung bislang jeden Kommentars zu der neuesten Entwicklung in Osteuropa enthalten. Auf Anfrage zu einer Reaktion auf die Grenzöffnung erklärte das Außenministerium, es sei das souveräne Recht der DDR, ihre Regeln für die Ausreise ihrer eigenen Bürger zu formulieren.

Der Staatssekretär des ungarischen Außenministeriums erklärte, es sei eine „gute Sache“, daß der Gedanke der Erneuerung in Osteuropa immer mehr Anklang fände. Im ungarischen Fernsehen gab es am Donnerstag abend eine Diskussionsrunde über die möglichen Risiken einer Wiedervereinigung.

Dänemark hat am Freitag die Lockerung der Einreisebestimmungen für BürgerInnen der DDR angekündigt. Wie das Kopenhagener Justizministerium mitteilte, werden Sichtvermerke für Kurzbesuche künftig von den dänischen Grenzbehörden ausgestellt.

Der Sprecher des sowjetischen Außenministeriums Gennadi Gerassimow begrüßte die neue Ausreiseregelung, doch warnte er zugleich die Bundesrepublik über Spekulationen zu möglichen Grenzänderungen.

In Spanien äußerte die liberale Zeitung 'Diario 16‘ „Furcht vor einem wiedervereinigten großen Deutschland“.

In Großbritannien brachte Margret Thatcher ihre „große Bewunderung“ für die Bundesrepublik zum Ausdruck, die den DDR-Flüchtlingen Unterkunft und Arbeit gewähre.

Der französische Premierminister Rocard nannte die Grenzöffnungen ein „gigantisches Ereignis und einen Beitrag zum Frieden“.

Von Seiten der israelischen Regierung gab es keine unmittelbaren offiziellen Stellungnahmen.

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