„Deutschland nicht wiedervereinigen“

■ Bremer Grüne sind gegen rechte Schwadroneure und linke Sauertöpfe

Die Bremer Bürgerschaftsabgeordnete der Grünen, Marieluise Beck-Oberdorf, und das Bremer Mitglied im Bundesvorstand der Grünen, Ralf Fücks, haben gestern aufgefordert, die politische Verarbeitung des demokratischen Aufbruchs in der DDR in der Bundesrepublik nicht allein CDU und CSU zu überlassen. Die Risse in der Mauer, so Beck-Oberdorf und Fücks, seien kein Anlaß, erneut von der „Einheit des Vaterlands zu schwadronieren“ und durch die Wiederbelebung großdeutscher Nationalgefühle das Selbstbestimmungrecht

der DDR-Bevölkerung zu verletzen. Als „skandalös“ werten Fücks und Oberdorf den Beschluß der Bundesregierung, ein wirtschaftliches Hilfsprogramm für die DDR vom „Aufbau einer sozialen Marktwirtschaft“ abhängig zu machen. Stattdessen fordern Beck-Obderdorf und Fücks „ein großangelegtes Programm zur ökonomischenh und ökologischen Zusammenarbeit mit der DDR und Osteuropa“. 10 Milliarden stünden dafür zur Verfügung, wenn die zweite Stufe der Steuerreform gestrichen würde. Außerdem könnten angesichts

der „praktischen Auflösung des Warschauer Pakts“ Bundeswehr -Kasernen nicht nur vorübergehend für Übersiedler freigemacht werden, sondern dauerhaft zu Wohnungen umgebaut werden.

An die Adresse der eigenen Klientel betonen die beiden Bremer Grünen in Bonn aber auch: „Was gestern noch festgefügt schien, ist heute überholt. Die Legitimation für die waffenstarrenden Blöcke in Ost und West schmilzt wie Schnee in der Sonne. Das sind Gründe für freudige Gefühle statt für sauertöpfische Reaktionen von links.“

taz