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1:1 für Mitropa-West

■ Kneipier Werner Gleich (50) vom Schöneberger Cafe „Mitropa“ über Erfahrungen mit dem 1:1 Umtauschkurs für DDR-Gäste

taz: Ihr habt in eurer Kneipe drei Tage lang einen Aushang gehabt, daß Gäste aus der DDR mit Ostmark im Verhältnis 1:1 bezahlen können. Warum habt ihr das gemacht?

Werner Gleich: Das war ein Ausdruck unserer Freude. Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe die Hälfte meiner Jugend in Neukölln, dicht an der Grenze zu Treptow gewohnt. Ich habe an der Spree, im Plenterwald und im Jahnpark viel Zeit zugebracht. Der Mauerbau 1961 hat mich schwer bedrückt.

Warum habt ihr die Getränke nicht, wie andere Szenekneipen auch, gleich umsonst ausgegeben?

Uns drei Partnern des Ladens erschien das ein bißchen zu plump und aufdringlich. Wir wollten den Gästen aus der DDR das Gefühl geben, daß sie für das, was sie holen, bezahlen können, daß sie nicht aus einer Unterlegenheitsposition heraus Geschenke annehmen müssen.

Wie hat sich das im Umsatz bemerkbar gemacht?

Es sind massenhaft Leute aus der DDR dagewesen, 60 bis 70 Prozent der Gäste etwa. Wir haben einen Umsatz wie noch nie, seit der Laden existiert, in Ost-Mark gemacht.

Sind die Leute gekommen, um sich vollaufen zu lassen?

Davon kann überhaupt keine Rede sein. Das waren ganz bescheidene Gäste.

Warum habt ihr die Kneipe Mitropa genannt?

Ursprünglich stammt der Name von einer Literaturzeitschrift der zwanziger Jahre. Wir haben das als Abkürzung für Mitteleuropa verstanden.

Mit den DDR-Reisegaststätte Mitropa hat der Name nichts zu tun?

Daran haben wir uns auch angelehnt. Die DDR -Speisewagengesellschaft hat sich davon angesprochen gefühlt und uns vor sieben Jahren den Namen unter Androhung von Strafe verboten. Daraufhin haben wir von der Leuchtschrift nur das „M“ stehen gelassen. Wir werden aber weiter Mitropa genannt.

Wie wirst du die Einnahmen in Ost-Mark versteuern?

Ich habe ganz fest vor, den Steueranteil in DDR-Mark zu entrichten, weil das eine außergewöhnliche Situation war. Notfalls werden wir damit durch alle Instanzen bis hin zum Finanzgerichtshof gehen, weil wir finden, daß in so einer Situation keine Kleinlichkeit angebracht ist.

Das 1:1 galt nur bis vergangene Nacht. Wie geht's jetzt weiter?

Wir überlegen, ob wir für Leute, die erkenntlich aus der DDR sind, besondere Preise machen.

Interview: plu

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