: Major: „rausgeschmissen wird keiner“
■ DDR-Flüchtlinge sollen Kasernen bald räumen / Scherf „empört“
Seine „Empörung“, „Verbitterung“ und „Unverständnis“ meldete der Bremer Sozialsenator Henning Scherf gestern der Presse: Der Vertreter des Standortkommandanten, Major Augustin, habe im Krisenstab gestern vormittag mitgeteilt, daß die 200 gestellten Betten in der Wilhelm-Kaisen-Kaserne in Lesum nur bis zum 31.12.1989 für Übersiedler aus der DDR zur Verfügung stehen sollen. Alle anderen Kasernen, in denen derzeit einzelne Gebäude von Aussiedlern übergangsweise bewohnt werden, müßten bis spätestens Ende März
freigeräumt sein.
Der Bundeswehr-Major seinerseits ist überrascht über die publizistische Reaktion auf seine seine Bemerkungen im Krisenstab. „Meine Äußerung ist entstanden, um falsche Hoffnungen richtigzustellen“, meinte Augustin gegenüber der taz. Er habe an bekannte Fakten erinnert: Der Mietvertrag etwa für die Kaserne in Huckelriede gehe nur bis zum 31.3.1990, in Lesum hatte die Bundeswehr die Gebäude für die Erstunterbringung von Übersiedlern nur bis zum 31.12.89 freigegeben. Augustin: „Das haben die
gewußt“.
Allerdings will die Bundeswehr sich in der Öffentlichkeit derzeit nicht unbeliebt machen: „Es wird keiner rausgeschmissen“, versicherte Major Augustin. Scherf seinerseits befürchtet, daß die Übersiedler-Welle weitergeht, täglich kommen derzeit 50 Personen in Bremen an, und abgemeldet zur Rückkehr in die gewendete DDR hat sich bisher niemand. Scherf-Sprecher Alfke: „Wenn wir aus den Kasernen raus müssen, werden wir vor Weihnachten wieder über die Bunker reden müssen.“
K.W.
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