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Der heilige Mickey

■ Liliana Cavanis „Franziskus“

Mir ist egal, welche Filmrollen ich spiele, solange ich gut bezahlt werde“, antwortete Mickey Rourke während der diesjährigen Biennale in Venedig auf die Frage nach seinem Selbstverständnis als Schauspieler. Zu dem ebenso medien- wie selbstgerechten Bekenntnis der diva americana - so der 'Corriere della Sera‘ - paßt die künstlerische Leistung Rourkes als Hauptdarsteller im neuen Film der italienischen Regisseurin Liliana Cavani.

Der 134 Minuten lange Bilderreigen über die Passion des mediävalen Drop-outs, Mönchs und Tierfreunds Francesco Barnardone, genannt Franz von Assisi, ist wahrlich ein Kreuz. Nach dem frühen Tod Franzens trifft ein halbes Dutzend frommer Menschen in Assisi ein, um Erinnerungen an den Prediger der Armut auszutauschen. Mit langwierigen Rückblenden versucht Cavani, Augenzeugenberichte zu einer Biographie des Ordensgründers zusammenzufügen. Das Ergebnis ist eine bieder montierte Nacherzählung.

Francesco, Sohn eines reichen Tuchhändlers, geht den zeitgemäßen Vergnügungen zu Beginn des 13.Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung nach: Fressen, Ficken und Kriegführen. Irgendwie geläutert treibt es ihn nach der Toberei zu den Armen von Assisi. Er beschließt, auf materiellen Wohlstand zu verzichten und sein Leben Gott und der Sozialarbeit zu widmen. Bald schon kommen viele nach Assisi, um bei dem geläuterten Bürgersohn die Vision von einem Gott, der die Armen liebt, anzuhören - der Beginn des Franziskanerordens.

Bald klagend, bald blöde lächelnd, spielt Rourke konsequent sich selbst, was die Regisseurin zu dem Umkehrschluß veranlaßt, der amerikanische Darsteller, nicht Schauspieler, sei eine Idealbesetzung. Die halbherzig eingefügte Geschichte der heiligen Klara, die als Frau das Unmögliche schafft - Mitglied der Männergemeinschaft um Franziskus zu werden - und die Kaufhausmusik von Vangelis geben dem Film schließlich den Rest.

Stefan Gerhard

Liliana Cavani: Franziskus. Mit Mickey Rourke, Helena Bonham Carter, Mario Adorf und anderen. Italien 1989, 134 Min.

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