DDR-Armee bei Fuß

■ Die Nationale Volksarmee sollte gegen Leipziger Demonstranten vorgehen

Berlin (dpa) - Einheiten der Nationalen Volksarmee der DDR sollten offenbar im Oktober notfalls gegen die Montagsdemonstranten in Leipzig eingesetzt werden. Wie die Leipziger Zeitung 'Die Union‘ dem Westberliner Informationsbüro West zufolge berichtete, wurde für die Soldaten in der Stadt, „beginnend am 4. und 5.Oktober“, der Ausnahmezustand verkündet.

Es sei scharfe Munition ausgegeben worden und die Soldaten seien darauf hingewiesen worden, „daß im Einzelfall und bei entsprechendem Befehl auf das Volk geschossen werden muß“.

Unterdessen hat Gewandhauskapellmeister Kurt Masur dementiert, daß der friedliche Verlauf der Leipziger Demonstration am 9.Oktober ein Verdienst von Egon Krenz sei. Vielmehr sei es nach einem Telefongespräch zwischen ihm und Kurt Meyer von der SED-Bezirksleitung zur Bildung des „Sechserrates“ gekommen, der sich nach kontroversen Diskussionen auf einen Appell zur Verhinderung von Konfrontationen geeinigt habe.

Der Befehl aus Ost-Berlin habe nur gelautet, daß ein „Ausufern“ unbedingt zu verhindern sei.