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Bonn apart: Das Parlament und die Bombe

■ Schlafe tief und fest im Bundestag

Selten so gelacht: Der Bundestag beschließt am Donnerstag abend, den Atomvertrag mit Brasilien nicht zu kündigen, sondern diesem Land weiter zu seiner eigenen Bombe zu verhelfen. Im weiten Rund des Bonner Wasserwerks sitzen von den Regierungsparteien insgesamt fünf Männekens, bei der Opposition sind die Reihen immerhin bis zur Schamgrenze gefüllt. Walter Hitschler, FDP, ist in tiefen Schlummer gesunken; die fünfstündige Deutschland-Debatte am Vormittag scheint den Studiendirektor völlig überfordert zu haben.

Eckhard Stratmann, Grüne, ruft den Parlamentspräsidenten zu Hilfe, um den Kollegen wecken zu lassen. Der findet sich nicht zuständig. Haha, die Bombe: Die Union schickt für diese lächerliche Angelegenheit einen Lebensschützer von der Hinterbank, Claus Jäger, in die Bütt. Der Mann fällt eher durch sein ungeheures Riechorgan als durch Geistesblitze auf und erfreut sich jetzt an einem Reim über die Opposition: „Messer, Gabel, Kernkraft, Licht sind für Brasilianer nicht.“ Haha, ein dankbarer Lacher wenigstens auf der Zuschauertribüne. Frau Adam-Schwaetzer, Staatsministerin, kann noch beteuern, die Brasilianer hätten bisher nur einen Antrieb für „ein kleines Atom-U-Boot“ konstruiert, sieht sich aber außerstande, dies in Zentimetern anzugeben. Haha, schon sind wir bei der Abstimmung, die dem Atomvertrag für weitere fünf Jahre grünes Licht gibt. Zwecks Sicherung der Koalitionsmehrheit haben sich mittlerweile noch einige von der Bar zurück in den Plenarsaal gequält.

Nun fallen die Sozialdemokraten aus der Rolle. Bei Abstimmung des Grünen-Antrags guckt man sich ratslos an: Wie war die Direktive? Der Präsident stellt fest, daß sich die SPD „geschlossen nicht an der Abstimmung beteiligt hat“. Alles retour, Abstimmungsnachsitzen für eine Fraktion: Zustimmung? Ablehnung? Enthaltung! Haha, wär ja auch niemand drauf gekommen. Schon ist wieder eine Sternstunde vorbei, die Bombe über die Parlamentsbühne, und es fällt einem nur noch ein Satz ein aus der Vormittagsdebatte dieses ereignisreichen Tages: Die Polen wollten nun vom Bundestag die parlamentarischen Spielregeln lernen. Au ja!

Charlotte Wiedemann

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