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Einigung vor Kurdenmord?

■ Witwe Ghassemlous: Kurdengespräche mit Teheran waren vor Abschluß

Bagdad (ap) - Der im Juli bei einem Geheimtreffen mit Vertretern Irans in Wien ermordete Kurdenführer Abdel Rachman Ghassemlou soll mit maßgeblichen Teheraner Politikern eine weitgehende Einigung über eine begrenzte Selbstverwaltung der Kurden erzielt gehabt haben. In diesem Sinne äußerte sich am Montag die Witwe Ghassemlous, Helen, vor Journalisten in Bagdad. Ihr zufolge hatte der damalige iranische Parlamentspräsident Rafsandschani den Beauftragten der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP) im vergangenen Winter zugesagt, daß die sechs Millionen Kurden Irans im Falle seines Wechsels ins Präsidentenamt mehr Mitspracherecht bei den sie betreffenden Angelegenheiten erhalten würden. Außerdem seien der KDP Wahlen für einen kurdischen Regionalrat, die Lehre des Kurdisch an den Schulen und Zulassung als zweite Amtssprache sowie das Recht in Aussicht gestellt worden, Mitglieder der kurdischen Verwaltung selbst zu ernennen, erklärte die Frau des Ermordeten unter Berufung auf Tonbandaufzeichnungen von Verhandlungen, die sich in ihrem Besitz befänden.

Rafsandschani habe dafür die Auflösung der Guerillaeinheiten der KDP und den Verzicht auf den Begriff „Autonomie“ in einem mit den Kurden zu schließenden Abkommen über die Selbstverwaltung verlangt, damit andere Minderheiten in Iran nicht dazu ermutigt würden, für ähnliche Rechte zu streiten. Nach der Ermordung Ghassemlous, die nach Auffassung seiner Witwe auf das Konto von Anhängern des wichtigsten Rivalen Rafsandschanis, des früheren iranischen Innenministers Ali Akbar Mochtaschemi geht, haben die KDP-Guerillas ihren Kampf gegen die iranischen Armee wieder verstärkt.

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