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SPD/AL: Atomstrom in die DDR

■ Stromtrasse: AL will Neuverhandlungen mit DDR / Größere Stromexporte in die DDR? / Dortige „Dreckschleudern“ könnten dadurch entschwefelt werden

Der Delegiertenrat der AL hat den Senat aufgefordert, mit der DDR-Regierung und den beteiligten Firmen eine „ökologisch vertretbare Alternative“ zur Stromtrasse auszuhandeln. Der politische Wandel in der DDR stelle zentrale Voraussetzungen in Frage, unter denen der Stromlieferungsvertrag 1988 abgeschlossen wurde, heißt es in einer Erklärung, die der Delegiertenrat am Mittwoch abend verabschiedete. Unverzügliche Neuverhandlungen hatte am Montag, wie berichtet, auch die SPD-Fraktion gefordert. Nach dem Willen der SPD soll allerdings parallel dazu das Genehmigungsverfahren für die innerstädtische Stromleitung vorangetrieben werden.

Der SPD-Abgeordnete Behrendt schlug gestern ergänzend vor, einen Teil der für West-Berlin bestimmten westdeutschen Stromlieferungen der DDR zu überlassen. Ähnliche Ideen hat auch der AL-Parlamentarier Berger. Sein Konzept sieht allerdings vor, die gesamten Lieferungen in die DDR zu schicken. Berger sieht darin die „einzigartige Chance“, auf den Weiterbau der umstrittenen Stromleitung in das Westberliner Stadtgebiet zu verzichten.

Mit verstärkten Stromexporten in die DDR könnte dort die anstehende Modernisierung von DDR-Kraftwerken überbrückt werden, meinen Behrendt und Berger übereinstimmend. SPD-Mann Behrendt hatte schon am Montag vorgeschlagen, nun anstelle einer 380-Kilovolt-Leitung verstärkt über den Bau eines kleineren 110-KV-Kabels durch das Westberliner Stadtgebiet nachzudenken.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Staffelt hatte dagegen angeregt, zunächst eine billige Freileitung zu bauen, die dann unter veränderten Verhältnissen wieder abgerissen werden könnte. „Staffelt ist der kulturpolitische Sprecher“, kommentierte der AL-Abgeordnete Bernd Köppl gestern diese Idee eines gigantischen Provisoriums.

hmt

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