: Emanzipation und Antarktis
■ Ende November bricht eine weibliche Forschungscrew von Bremerhaven in die Antarktis auf
Wenn Frauen in extreme Gegenden reisen, noch dazu, um dort zu arbeiten, dann heißt das bei Agenturens, die Emanzipation mache auch vor der Antarktis nicht halt. Ist das schlimm für die Antarktis? Kurzum: Eine „reine Damenmann(! )schaft“ wird in der deutschen Georg-von-Neumayer-Station überwintern.
Zwischen Ende November und Mitte Dezember „begeben“ sich die Meteorologinnen Ulrike Wyputta und Elisabeth Schlosser, die Geophysikerinnen Monika Sobiesiak und Estella Weigelt, die Ingenieurinnen Grazyna Luzecki und Susanne Korhammer, Funkerin Susanne Baumert, Köchin Ursula Weigel sowie die Ärztin und Stationsleiterin Monika Puskeppeleit auf die „lange Reise“.
Ihr Auftraggeber ist das Alfred-Wegener-Institut für Polar -und Meeresforschung in Bremerhaven. 15 Monate lang werden die Frauen unter extremen Bedingungen in der Station, die unter
einer sechs Meter hohen Schneeschicht begraben liegt, leben und arbeiten. Im arktischen Winter, der neun Monate dauert, sind sie von der Außenwelt völlig abgeschnitten (böser, böser Schneesturm). Denn weder Schiffe noch Flugzeuge können zu ihnen durchdringen. Wochenlange Dunkelheit, Temperaturen bis zu minus 46 Grad und Schneestürme bis zu 180 Stundenkilometern erwarten sie.
„Ein Stückchen Abenteuerlust ist auch dabei“, so die 31jährige Funkerin Susanne Baumert jüngst bei einem Pressetermin. Susanne Baumert war einige Jahre auf dem Forschungsschiff „Meteor“ als Funkoffizier mitgefahren. Teile der Schiffsbesatzung waren schon in der Antarktis gewesen und hatten ihr mit leuchtenden Augen davon erzählt.
Die 27jährige Stuttgarterin Estella Weigelt, die gerade ihr Studium der Geophysik abgeschlossen hat, reizt es, „in einem Fleckle der Welt forschen zu können, in das sonst niemand hinkommt.“ Auch die Schönheit der arktischen Landschaft spiele eine große Rolle. Die 34jährige Ärztin Monika Puskeppeleit träumt seit zehn Jahren davon, in der Antark
tis zu arbeiten. Schon 1984 nahm sie deshalb Kontakt zum Alfred-Wegener-Institut auf, das ihr aber damals als Frau keine Chance einräumte. „Ich war immer traurig, daß bei den Deutschen keine Frauen dabei waren. Andere Länder hatten gemischte Forschungsteams“, erzählt die Stationsleiterin.
Fürs Geld (iihh, Geld!), das betont ausdrücklich Margarete
Pauls vom Wegener-Institut, macht es jedenfalls keine. (Die Polarforscherinnen werden nach den in ihren Berufen üblichen Gehältern des öffentlichen Dienstes bezahlt.)
Angst davor, monatelang nur unter Frauen zu leben, haben sie nicht. Logo. „Wir sind alle sehr gut fähig, mit Konflikten umzugehen“, sagt Frau Baumert selbstbewußt.
dpa/taz
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