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Neu im Kino:

■ „Man No Kame-Run“ von C. Denis

Was macht ein Schwarzafrikaner, der in zu dünnen Hosen auf dem Montblanc steht? Er friert und kann es nicht glauben. „Als ich das zuhause im Fernsehen anschaute, dachte ich, das ist wieder so ein Quatsch, mit dem die Weißen uns reinlegen wollen.“ Jean Marie Ahandra, Bandleader der Kameruner Musikgruppe Tetes Brulees, war zum ersten Mal in Europa. Gemeinsam mit seinen vier Mitspielern machte er im letzten Jahr eine Tournee durch Frankreich, die von der Regisseurin Claire Denis filmisch begleitet wurde.

Man no Run ist eine Entdeckungsreise auf zwei Ebenen: Fünf Afrikaner erforschen einen fremden Kontinent, und das Publikum erfährt eine Menge über die Menschen aus Kamerun. „Bei uns muß man immer um die Berge herumfahren“, sagt einer der Musiker, als sie mit dem Bus durch einen Tunnel fahren. Und: „Überall stehen Schlägertypen. Für den Ton, für den Schutz, für alles“. Gemeint sind die verwegen aussehenden Bühnenhelfer. Claire Denis brauchte nicht zu inszenieren, die verbrannten Köpfe stellen sich selbst dar. Mit ihrer afrikanischen Sichtweise erscheint das Frankreich der Weißen kümmerlich und grotesk. Auf der Bühne sind ihre zum Teil kahlgeschorenen Köpfe mit Ornamenten bemalt, puschelige Haarinseln, Knieschüzer und bunte Hosen erwecken den Eindruck, wir hätten es mit Punkmusikern zu tun. Doch der bunte Haufen aus Kamerun spielt Bikutsi, eine wilde Mischung traditioneller Klänge und moderner High Life-Musik.

Zwischen ihren Auftritten macht sich angestrenge Langeweile breit. Die Regisseurin, selbst Afrikanerin, hält in diesen Momenten einfach drauf. Auch wenn ihre Kinoarbeit im filmischen Sinne nichts Spektakuläres zu bieten hat, gibt sie sich nie der Beliebigkeit hin. Sie registriert die kindliche Freude des Drummers, der zum ersten Mal in seinem Leben sieben Paar Schlagstöcke besitzt. Oder die Erzählung über einen Großvater in Afrika, der sein Radio zerstörte, um herauszufinden, wer da immer mit seiner Frau redete, wenn er nach Hause kam. Man no Run, was soviel heißt, wie „Geh‘ nicht weg, wir schaffen das schon“, ist ein liebenswertes Roadmovie mit ehrlichen Darstellern. „Dieses Land der Weißen ist die Härte, ich habe die Schnauze voll“, heißt es zwischendurch. Es klingt glaubhaft. J.F.Sebastia

Schauburg, 17 und 23 Uhr

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