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Die Armee regiert mit

Der künftige honduranische Präsident Callejas sorgt für Kontinuität im ärmsten Land Zentralamerikas  ■  Aus Managua Ralf Leonhard

Rafael Leonardo Callejas, der 46- jährige Sproß einer der reichsten Familien der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa, hat es beim zweiten Anlauf geschafft: Er wird ab Januar 1990 als Präsident über das am wenigsten entwickelte Land Zentralamerikas herrschen und damit wieder die Nationale Partei (PN) an die Regierung bringen, die jahrzehntelang in Zusammenspiel mit den Militärregimes die Geschicke des Landes mitbestimmt hat.

Callejas wurde bereits mit 32 Jahren von den Militärs ins Kabinett gerufen, in dem er von 1972 bis 1975 Minister war. Mit der Tatsache, daß auch nach acht Jahren Zivilregierung in Honduras nichts ohne Zustimmung der Armeeführung läuft, ist er also vertraut.

Mit seinem Wirtschaftskonzept der Privatisierung und der Reduzierung des Staatsapparats liegt Callejas, der sich an der salvadorianischen Arena-Partei orientiert, voll im Trend. Eine seiner ersten Aufgaben wird die längst fällige Abwertung des honduranischen Lempira sein, damit das Land vor den Augen des IWF wieder Gnade findet.

Den Vereinigten Staaten - „unserem allerwichtigsten Verbündeten“ - ist der künftige Staatschef schon durch seine US-amerikanischen Schul- und Universitätsbildung sehr verbunden. Er hält die Präsenz von US-Truppen in Honduras für notwendig, „bis sich die Situation in Nicaragua erledigt“. Die Contras, die im Südosten von Honduras lagern, betrachtete Callejas vor einiger Zeit noch als einen unentbehrlichen antisandinistischen „Schutzschild“. Heute ist er der Meinung, sie sollten in Nicaragua kämpfen, statt in den Lagern herumzusitzen.

Callejas, gehört der rechtslastigen „Vereinigung für den Fortschritt von Honduras“ an. Diese Gruppierung wird von Menschenrechtsorganisationen beschuldigt, in die Verschleppung politisch mißliebiger Personen verwickelt zu sein.

Recht, Ordnung und Effizienz gehören zu den bevorzugten Vokabeln des neuen Präsidenten.

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