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DKP steht vor der Pleite

Wegen der Stornierung von DDR-Anzeigen sind auch Pahl-Rugenstein-Verlag und „Volkszeitung“ vom Ruin bedroht / Möglichkeit einer neuen linken Wochenzeitung?  ■  Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Die Reformen in der DDR haben bundesdeutsche Opfer gefunden: Die DKP sowie Organisationen, Zeitungen und Verlage in ihrem engeren oder weiteren Umfeld. Die DDR storniert ihre finanziellen Subventionen, die zum Beispiel über Anzeigenaufträge abgewickelt wurden, und die Auswirkungen sind gravierend.

Die DKP müsse ihren hauptamtlichen Apparat von 500 Mitarbeitern auf 50 reduzieren, hieß es nach einer Präsidiumsitzung, und dem Vernehmen nach scheint man sich nun darauf zu konzentrieren, drei Parteiblätter zu retten: die „UZ“, künftig nur noch als Wochenzeitung, das Theorieorgan „Marxistische Blätter“ und die gewerkschaftspolitischen „Nachrichten“.

Nebeneffekt der Finanzmisere könnte nun sein, so befürchten Erneuerer in der Partei, daß eine Reform der DKP gänzlich unmöglich werde. Denn wenn nun zum Beispiel die „UZ„ -Redaktion drastisch verkleinert wird, werden vermutlich die Erneuerer-Redakteure nicht zu den Überlebenden des Schrumpfungsprozesses zählen. Nachdem die DDR-Firma „Interwerbung“ alle Anzeigenaufträge von über einer Million Mark für das kommende Jahr gekündigt hat, steht auch die „Volkszeitung“ vor dem Ruin: Das traditionsreiche Wochenblatt, 1953 gegründet, kann nur noch zwei Ausgaben produzieren, wenn ein eilig gestarteter Appell an die linke Öffentlichkeit keine finanziellen Folgen zeigt.

Die Redaktion, die sich schon seit längerem bemühte, einen unabhängigen Kurs zu steuern, schreibt in einer Erklärung: „Um die Zeitung ist eine Art geistiger Infrastruktur der politischen Linken entstanden... Wir wollen alles versuchen, diese Zeitung zu erhalten.“ Dieter Lattmann, Mitherausgeber und ehemaliger SPD-Bundestagsabgeordneter, hat ein Spendenkonto eingerichtet - zumindest die erste Durststrecke soll so überwunden werden, um nach neuen Kapitalgebern und nach neuen Interessenten für eine linke Wochenzeitung suchen zu können.

Außerhalb des DKP-Spektrums würde wohl ebenfalls bedauert, wenn der Kölner Pahl-Rugenstein-Verlag bei seiner Gesellschafterversammlung am Montag den Konkurs beschliessen müßte. Ausbleibende DDR-Anzeigen paaren sich hier mit bereits bestehenden Umsatzverlusten. Nur „Kapitalzufluß in beträchtlichem Maße“, so Geschäftsführer Mick Petersmann, könne den Verlag retten, der neben „Volkszeitung“ und verschiedenen Buchreihen auch die angesehenen „Blätter für deutsche und internationale Politik“ verlegt.

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