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Jugoslawien gespalten

■ Kroatien schlägt sich im Streit mit Serbien auf die Seite Sloweniens / Serbische Regierung: „Wir fühlen uns erniedrigt“

Zagreb (dpa) - Im Streit um einen serbischen Wirtschaftsboykott gegen die nordjugoslawische Republik Slowenien hat sich die zweitgrößte Republik Kroatien auf die Seite Sloweniens geschlagen. „Die serbische Führung hat panische Angst vor einer Ausbreitung der demokratischen Ideen aus Slowenien auf ganz Jugoslawien“, beschreibt die wichtigste kroatische Zeitung 'Vjesnik‘ am Freitag die Motive Serbiens. Demgegenüber wies am selben Tag der serbische Außenminister Aleksandar Prlja darauf hin, „daß die Führung in Slowenien nicht auf demokratischere Weise gewählt worden ist als die serbische“.

Serbien fühle sich durch das vorangegangene Verbot einer serbischen Großdemonstration in der slowenischen Republikhauptstadt Ljubljana durch die örtlichen Behörden tief verletzt. „Wir wollten friedfertig auf die Vertreibung unseres Volkes in der mehrheitlich von Albanern bewohnten Provinz Kosovo hinweisen“, erklärte Prlja im Namen der serbischen Regierung. „Die Slowenen haben aber die Grenzen mit Polizei und Polizeihunden gesperrt“, empört indes sich die serbische Regierung. „Wir haben Slowenien immer die Hand zur Versöhnung gereicht, wurden aber stets verletzt, beleidigt, verlacht und erniedrigt.“

Nach Überzeugung der größten Zagreber Zeitung 'Vecernji list‘ stehen hinter dem einzigartigen Boykottaufruf aus Serbien folgende Ziele: „Eine monolithische Politik, ein volkstümlicher Führer, eine politische und nationale Vorherrschaft und eine einzige staatliche Kasse in den Händen dieser Politik.“ Mit dem „Führer“ ist der serbische Republikspräsident Slobodan Milosevic gemeint, der als starker Mann Serbiens gilt.

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