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Häftlinge weiter im Hungerstreik

■ Gefangene zahlreicher DDR-Knäste fordern neben Amnestie auch die Überprüfung ihrer Urteile

Berlin (dpa/ap) - Zwei Drittel der Strafgefangenen in der DDR-Strafvollzugsanstalt Bautzen haben ihren am Wochenende begonnenen Hungerstreik fortgesetzt. Wie die DDR -Nachrichtenagentur 'adn‘ am Dienstag berichtete, wollen sie damit ihren Forderungen nach Amnestie, Abschaffung verschiedener Paragraphen des Strafgesetzbuches sowie der Annullierung ihrer Schulden an den Staat Nachdruck verleihen. Auch in anderen Strafanstalten verlangen die Gefangenen grundsätzliche Verbesserungen ihrer Situation. Zur Untermauerung ihrer Forderungen verweigern die Strafgefangenen in der Haftanstalt Neu-Strelitz die Aufnahme der Arbeit.

Unter Berufung auf ehemalige Häftlinge heißt es in einer Mitteilung der „Arbeitsgemeinschaft 13. August“, vom 3. bis zum 20. Oktober seien Gefangene in Abständen von zwei Tagen an Händen und Füßen an die Stationsgitter gefesselt worden. Dabei hätten sie schwere Durchblutungsstörungen erlitten.

Die Hungerstreikenden fordern unter anderem auch die Bestrafung der SED-Führungsspitze. Die CDU-Zeitung 'Neue Zeit‘ schrieb am Dienstag, die Gefangenen verlangten eine Überprüfung ihrer Urteile: „Wenn die korrupten, nur auf ihr eigenes Wohl bedachten ehemaligen SED- und Staatsführer auf freiem Fuß leben, dann möchten die über 2.100 Inhaftierten ihre Urteile überprüft wissen.“ Unter dem Eindruck der Streikwelle will der Staatsratsvorsitzende Egon Krenz noch bis Ende dieser Woche über eine schnelle und weitreichende Amnestie entscheiden.

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