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■ Ein Bildungsroman von Dubski und Preiß / 11. Beunruhigungen

11. Beunruhigungen

Das Politbüro tritt zurück. Bezirkssekretäre lassen sich abwählen. Kreissekretäre schießen sich kopflos. Draußen geht's drunter und drüber. Auch im Innern von Margot war plötzlich viel Durcheinander. Wenn sie traurig war in ihrer Wohnung und es mit dem Spruch versuchte, der bisher alle Gefühlswidrigkeiten beseitigen konnte: Hohl, endlich hohl, so rief es ihr nur hohl zurück.

Von woanders lachte ihre Mutter ins Telefon: „Jetzt lachen wir wieder“, sagte sie, „wir haben ja auch Baldrian genommen.“ Doch diese Mittel würden nicht helfen gegen das, was als Margot zu handeln nicht mehr in alter Frische fähig war. Sie wußte nicht mehr genau, was das denn sei, Margot, und wie es sich in der Wirklichkeit kenntlich machen könnte. Also mußte sie sich suchen, und das war gar nicht so einfach.

Sie fuhr zur Universität und setzte sich in ein philosophisches Seminar. Doch schon bald fing sie an zu träumen. Im Traum sagte ihr jemand: Hole mir eine rote Blume. Und sie hatte eine Tabelle, auf der Namen und farbige Quadrate waren. Mit dem Finger ging sie über die Tabelle. Von dem Wort rot bis zu einem bestimmten Quardat. Dann stand sie auf einer Wiese und suchte nach einer Blume, die die gleiche Farbe wie das Quadrat hatte. Sie fand eine, doch sie fand den Weg nicht mehr zurück und fand keinen, dem sie die Blume hätte geben können. Wenn schon, denn schon, sagte etwas in ihr, und plötzlich hatte sie eine andere Tabelle in der Hand, auf der verschiedene Namen standen. Ihren Namen fand sie, doch sie fand nichts, was diesem Namen auf der Tabelle entsprach, und plötzlich verstand sie auch nicht mehr, wie die Tabelle funktionierte. Im Traum zeigte sie zweifelnd auf ihren Körper. Ins Aufwachen sprach ein berühmter Mann, ein kleiner freundlicher Herr, davon, daß es einen Weg gäbe, auf dem man solch geheimnisvollen und schwierigen Denkvorgänge vermeiden könnte. Indem man zum Beispiel ihre Vorstellungen durch Schauen auf reale Gegenstände ersetzte. Ihrem Namen jedoch schien kein realer Gegenstand in der Wirklichkeit zu entsprechen. Vielleicht meinte sie ihr Denken, wenn sie Margot dachte.

In der Mensa redete sie mit einem Medizinstudenten. Der sagte, daß den Gedanken physiologische Vorgänge im Kopf entsprechen würden. Man hätte Experimente gemacht: Ein Neurophysiologe hätte seinen Kopf aufschneiden lassen und sich beim Denken beobachtet. Mittels eines Spiegels hätte er die einem bestimmten Denken entsprechenden Kontraktionen und organischen Empfindungen verglichen. Und was bewegte sich im Kopf, wenn er an sich dachte? fragte Margot. Kleinlaut mußte der Medizinstudent zugeben, daß der Hirnforscher schon während des Experiments verrückt geworden sei.

Im Fernseher hörte sie einen Mann richtige Lösungen vorschlagen. Doch der war weit weg. Sie würde also weiter suchen. Fortsetzung folg

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