piwik no script img

„MAUERRISSE - RADIO BAMBULE“

■ Knastfunk bei 'Radio 100‘ - UKW 103,4, Montag 21 Uhr

Ein paar Leute aus verschiedenen politischen Zusammenhängen in West-Berlin zum Teil mit eigener Knasterfahrung, machen seit Oktober eine bisher zweiwöchentliche Sendung zu Knast und Repression.

Ziel dieser Sendungen soll sein, die Gefangenen in ihrem Widerstand und Selbstbehauptungswillen gegen die Bestrafungs - und Anpassungsmaschinerie zu unterstützen.

Wir wollen der weit verbreiteten Haltung „Was geht mich das alles an?“ von Leuten „drinnen“ und „draußen“ etwas entgegensetzen, deutlich machen, daß das Thema „Bestrafung“ doch nicht nur das Einsperren in Knäste betrifft. Dazu gehört auch der kritische Blick auf die Rolle der Psychiatrie und die Bedrohung durch Kriminalisierung.

In den Sendungen soll über die vielfältigen Formen staatlicher Gewalt berichtet werden und welche Rolle in diesem Zusammenhang die Justiz, die Medien und die (etablierten) Parteien im Zusammenspiel haben. Dazu gehören auch Berichte aus dem Ausland. In der Sendung „Mauerrisse“ sollen Gefangene die Möglichkeit haben, über die täglichen Kämpfe im Knastalltag zu sprechen. Das reicht von der Ausbeutung durch Arbeit über den Kampf auf das Recht auf freie Information, den Widerstand gegen totale Entmündigung der Gefangenen. Wir werden über die verschiedenen Widerstandsformen und Aktionen in den Knästen informieren und uns mit daraus entwickelten Forderungen auseinandersetzen. Wir wollen den Gefangenen das breite Spektrum unserer politischen Diskussionen und Aktivitäten vermitteln.

Wichtig ist uns, klarzumachen, daß unsere Solidarität da ihre Grenzen hat, wo nicht gegen bestehende faschistische, rassistische oder sexistische Verhaltensweisen vorgegangen wird. Aus unserem politischen Selbstverständnis heraus grenzen wir uns entschieden von den Resozialisierungsprogrammen ab. Wir nehmen die Aktivitäten des rose-grünlichen Senats unter die Lupe und die Ankündigung der Justizsenatorin: “... Wir machen mit dem Behandlungsvollzug ernst.“ Das heißt nichts anderes, als eine noch stärkere Kontrolle der Gefangenen und der Versuch der Unterwerfung durch ein System von „Zuckerbrot und Peitsche“ oder differenziert angewandter Gehirnwäsche.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, unterdrückte Nachrichten zu verbreiten, die Menschen drinnen und draußen über Ziele solcher Vorhaben aufzuklären und Öffentlichkeit herzustellen. Wir haben vor, das Programm auch weiterhin wie folgt zu gestalten:

Ein Nachrichtenblock über Vorgänge in Berliner und westdeutschen Knästen und dem Justizapparat - unterbrochen von Musik -, danach ein Infoteil über Ereignisse im Ausland.

In jeder Sendung wollen wir ein ca. 20minütiges Schwerpunktthema angehen. Das ganze soll mit Musikwünschen und Grüßen aufgelockert sein.

Es ist sehr wichtig für das Gelingen dieses Projektes, daß sich gefangene Frauen, Männer und Jugendliche daran beteiligen. Aber auch die Leute, die meinen, Knast und Kriminalisierung seien lediglich ein Thema spontaner Betroffenheit, eine leidig-langweilende Nebenbeschäftigung einiger weniger Leute, die auf der Welle aktueller Ereignisse in den Knästen mitpaddeln. Mit den „Mauerrisse„ -Sendungen wollen wir vielmehr auf einer realistischen Basis zeigen, wie nötig wir auch die Beschäftigung mit den genannten Bereichen in unserem politischen Alltag empfinden.

Also: Schreibt uns. Eure Berichte und Informationen sind ein entscheidender Bestandteil.

Radio 100, „Mauerrisse - Radio Bambule“, Potsdamer Straße 131, 1000 Berlin 30

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen