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Vertragsgemeinschaft ist die Obergrenze

Juri Granitskich ist 1.Stellvertretender Leiter der Informationsabteilung im Außenministerium der UdSSR  ■ I N T E R V I E W

taz: Wie beurteilen Sie die jüngsten Entwicklungen im Verhältnis der beiden deutschen Staaten?

Juri Granitskich: Es gibt ganz positive Eindrücke von unserer Seite über die Entwicklungen der letzten Zeit. Aber es gibt auch Entwicklungen, die mit bestimmten Besorgnissen verbunden sind, und die beziehen sich ausschließlich auf die Problematik der Sicherheit und Stabilität in Europa. Die ganze Reformbewegung ist in jeder Hinsicht eng verbunden mit der Erhaltung der Stabilität und der Sicherheit in Europa und natürlich auch in der Welt. Wenn die feine Balance dieser Sicherheit empfindlich gestört wird, dann schlägt es zurück auf die Reformbewegung.

Das heißt doch im Klartext, daß ein Ausscheren der DDR aus dem Warschauer Pakt von Ihrer Seite nicht hingenommen werden kann?

Auf diese rein hypothetische Frage kann ich nicht konkret antworten. Ich will es mal anders formulieren. Alle Beteiligten am gesamteuropäischen Prozeß, auch der amerikanische Präsident, betonten ihr Interesse an der Sicherheit und Stabilität in Europa. Das schließt die bestehenden Strukturen der Sicherheit auf dem Kontinent, das heißt die beiden militärpolitischen Blöcke und ihre Mitglieder, mit ein.

Glauben Sie, daß dieser Punkt hierzulande verstanden wurde?

Ich bin in der glücklichen Lage, darauf hinweisen zu können, daß der Zehn-Punkte-Plan zu einer Konföderation in Deutschland klare Antworten bekommen hat aus allen wichtigen westlichen Hauptstädten und der Sowjetunion. Was die Formel einer Vertragsgemeinschaft betrifft, das ist die Formel des neuen DDR-Ministerpräsidenten Modrow, die noch nicht konkretisiert und erläutert ist. Hier geht es offenbar um ein System von Verträgen, das die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten auf eine bessere Grundlage stellt und die Zusammenarbeit intensiviert; eine solche Vertragsgemeinschaft könnte eine Perspektive für die Zusammenarbeit zwischen den beiden deutschen Staaten sein.

Heißt das für die bundesrepublikanische Politik, daß von Ihrer Seite eine klare Grenzlinie vorgegeben ist?

Es ist die Grenze, die die Regierung der DDR als Grenze für sich erkennt, und unterhalb dieser Grenze gibt es einen großen Raum für die Erweiterung der Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten.

Interview: Erich Rathfelder

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