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Tagesschau-Skandal?

Für Empörung hat in der ARD-Nachrichtenredaktion eine Äußerung des Tagesschau-Chefredakteurs Henning Röhl gegenüber der 'Bild-Zeitung‘ gesorgt. Auf Seite 1 hatte 'Bild‘ am Dienstag in bezug auf die Leipzig -Berichterstattung der Tagesschau von einem „Beispiel übelster Nachrichten-Manipulation“ gesprochen, weil ARD -Reporter Horst Hano statt ungebrochenem Wiedervereinigungstaumel auch kritische Stimmen zeigte. Laut 'Bild‘ kritisierte Röhl den Bericht selbst als tendenziös und einseitig. Das ARD-Büro in Ost-Berlin müsse dringend verstärkt werden, fügte er hinzu.

Röhls Äußerungen, die er bislang weder bestätigte noch dementierte, stießen intern auf harschen Protest. Claus Richter, Leiter des ARD-Studios in Ost-Berlin, bezeichnet die Vorwürfe der 'Bild-Zeitung‘ als absolut haltlos. „Ich werde das nicht auf mir sitzen lassen“, sagte er gegenüber der taz. Die IG-Medien hat inzwischen ebenfalls scharfe Kritik geäußert. Röhls Kommentar, den er ohne vorherige Absprache in der Redaktionskonferenz abgegeben habe, könne nur als unkollegialer Akt bezeichnet werden, und das ausgerechnet gegenüber der 'Bild-Zeitung‘, die selbst alles andere als ein Vorbild objektiver Berichterstattung sei. Mit seiner Erklärung habe Röhl signalisiert, daß er Nachrichtensendungen der ARD in den Dienst der CDU -Parteipropaganda stellen möchte. Die ARD-Chefs haben sich offiziell zu dem Vorfall noch nicht geäußert.

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