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Unwahrscheinlich

■ Ridley Scotts „Black Rain“

Black Rain von Ridley Scott (Alien, Blade Runner) schlägt in das Genre der Actionthriller, von denen man so oft sagt, sie seien „gut gemacht“. Diese Argumentation müßte einmal genauer analysiert werden. Sie ist in zweierlei Hinsicht verlogen. Erstens: Wer sagt, daß er einen Film „gut gemacht“ findet, gibt schon zu, daß der Film schlecht gemacht ist. Der Film hat es nicht geschafft, ihn in jenen Spannungssog hineinzuziehen, in dem man vor lauter Identifikation vergißt, daß der Film überhaupt gemacht ist. Das Argument ist so äußerlich wie die Machart der Filme, die es loben soll. Auch Black Rain strotzt von Effekten und kann vor Kraft nicht gehen.

Zweitens: Wer einen Actionthriller wie Black Rain mit dem Argument verteidigt, daß er aber „gut gemacht“ und darum sehenswert sei, akzeptiert damit unterderhand seine reaktionäre Moral - die der Selbstjustiz: Ein Bulle bricht das Gesetz, um ihm Geltung zu verschaffen.

Michael Douglas spielt hier den dreitagebärtigen, kaugummikauenden, motorradfahrenden New Yorker Supercop, einen der widerlichsten Sympathieträger, die Hollywood nach Rambo designt hat. Er geht nach Tokio, um einem japanischen Mafioso nachzusetzen, und kommt dabei sowohl mit japanischem als auch mit amerikanischem Recht in Konflikt.

Alle Klischees des Genres sind zur Stelle. Die heilige Hure fehlt genausowenig wie die sentimentale Männerfreundschaft zum japanischen Kollegen, die zugleich hilft, den manifesten Rassismus gegen die lächerlich zeremoniellen, polizeilich ineffizienten kleinen Stäbchenesser zu verdecken - dieser Rassismus hat dem Film in Amerika eine Menge Geld eingebracht.

Beim Showdown kommt es zum Kampf Mann gegen Mann, Douglas gegen den japanischen Mafioso, dessen infernalischer Plan übrigens darin besteht, amerikanische Dollars zu fälschen. Douglas boxt, der Japaner macht Judo. Einmal siegt die amerikanische Technik über die japanische: Das ist doch unwahrscheinlich.

thc

Black Rain. Von Ridley Scott. Mit Michael Douglas, Ken Takakura, Yusaka Matsuda u.a. Kamera: Jan Debont. USA 1989, ca. 130 Min.

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