: „Die Nacht der Tribaden“
■ Theaterprojekt über A. Strindberg im Schlachthof
„Das ganze (Stück) ist so unglaublich schlecht„ sagt Siri von Essen ihrem Gatten August Strindberg mitten ins Gesicht, und nicht zu unrecht. Per Olov Enquist läßt seine Protagonistin dies natürlich nicht bezüglich seines Stückes sagen, zu recht, aber irgendwie lag ein Fluch über der Aufführung, der die Mimen ständig das sagen ließ, was sich sonst niemand zu sagen traute. „Wir müssen das Stück zu Ende bringen“ sprach Strindberg alias Edgar Mielke z.B. nach beinahe zwei Stunden so manchem aus der Seele.
Dabei konnte von den günstigsten Ausgangsbedingungen gesprochen werden: Bremer Kulturprominenz auf den Brettern, ein gutes Stück und last not least die Förderung vom Onkel Senator. Ein schwer szeneverdächtiges Publikum voller Wohlwollen, begierig jeden Schritt und Tritt der Lokalheroen verfolgend...was kann man noch wünschen? Das Stück über Strindberg war einfach Nummern zu groß. Die Inszenierung wurde weder dem Autor, noch Strindberg oder den Frauen gerecht.
Gut, Strindberg ließ das Kind im Mann deutlich ersichtlich auch unten „raushängen“, seine Despotenallüren - nichts als Kompensation, aber warum soll das jemanden interessieren?
Dem Zeitbezug war man vermittels parallel projizierter Filmtechnik auf den Sprüngen, verwegene Typen putzten da ihre Stiefel oder rasierten sich. Symbole zweifellos, aber wofür? Am besten haben mir die beiden Mumien im Keller gefallen, die nicht
müde wurden zu fragen, warum man denn die Tür geöffnet habe. Warum denn bloß, und welche Tür überhaupt und warum fragen sie das? Erfahren werden Sie das auch nicht in der nächsten Aufführung. Vielleicht niemals, genauso wie es wohl immer im Dunkel bleiben wird, ob Strindbergs Pimmel vier Zentimeter im Radius tatsächlich erreicht. Das interessiert nicht? Wer sagt das? Ich nicht. KeD
Bis zum 18.12., 20.30 Uhr
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