piwik no script img

Begrüßung

Noch ehe wir so richtig das Auge vom Türspion zu lösen imstande sind, noch ehe wir überhaupt die Hand auf den Türgriff gelegt haben, niedergedrückt und also die Tür auch nur einen Spalt weit geöffnet haben, von der Beseitigung der Vorlegekette ganz zu schweigen, hören wir durch die geschlossene Tür ein melodisches Hallo, ein lautes Grüßgott. Wir blicken in fröhliche Gesichter, man blinzelt, man nickt uns mit dem Ausdruck des Wiedererkennens zu. So trifft man sich wieder, sagt man. Man ergreift und schüttelt uns herzlich die Hand. Man faßt uns bei der Schulter, umarmt hätte man uns, wäre der Türspalt, wie gesagt, nicht zu eng dazu gewesen. Tagchen, sagt man. Servus, sagt man. Wie geht's?, sagt man. Es freut mich, eure Bekanntschaft zu machen, sagt einer. Schön, euch zu sehen. Man winkt uns. Grüzi miteinand, ruft schallend von hinten ein offenbar dem alpenländischen Raum Entstammender. Man drängt sich gegen die Tür. Habe die Ehre, sagt jemand gespreizt, wie um auf sich aufmerksam zu machen, und zückt umständlich den Hut. Ein anderer streckt uns eine Visitenkarte entgegen und sagt: Gestatten. Man verneigt sich. Es ist mir eine große Freude, sagt jemand, sehr erfreut. Guten Tag, sagen wir und werfen die Tür ins Schloß.

Peter Zemla

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen