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US-Truppen in Panama in Alarmbereitschaft

■ Widersprüchliche Berichte über bewaffneten Zwischenfall / US-Offizier und drei Panamaer offenbar getötet / Noriega ließ sich von der Nationalversammlung zum neuen Regierungschef küren / „Kriegszustand“ ausgerufen / Washington: Keine Auswirkungen auf Politik

Panama (ap/afp) - Einen Tag, nachdem Panamas Nationalversammlung im Konflikt mit den USA den „Kriegszustand“ ausgerufen hat, wurden in der Hauptstadt des mittelamerikanischen Staates ein US-Offizier und drei Panamaer offenbar bei einer Schießerei getötet. Die panamaischen Streitkräfte und die etwa 12.000 in der Kanalzone stationierten US-Soldaten wurden in Alarmbereitschaft versetzt.

Die Lage war zunächst ebenso verworren wie die Berichte widersprüchlich. Der Vorfall spielte sich, darin stimmen die Darstellungen überein, am Samstag abend vor dem Hauptquartier von Regierungs- und Streitkräftechef General Manuel Antonio Noriega ab. Wie der Sprecher des US-Kommandos Süd, Oberst Ronald Sconyers, mitteilte, fuhr der Soldat zusammen mit drei Kameraden mit einem Privatwagen am Hauptquartier Noriegas vorbei, als sie von etwa 40 Zivilisten und fünf Soldaten angehalten und bedroht wurden. Die Menge habe versucht, die US-Amerikaner aus dem Auto zu zerren, worauf diese davongefahren seien. Auf das Auto seien mehrere Schüsse abgegeben worden, und ein Soldat sei später an seinen Verletzungen gestorben.

Der diensthabende panamaische Militärsprecher, Oberstleutnant Arnulfo Castrejon, erklärte dagegen am Sonntag, die US-Soldaten hätten mit ihrem Wagen Kontrollsperren durchbrochen, seien am Hauptquartier vorbeigefahren und hätten mehrere Schüsse abgegeben. Dabei seien drei Personen, darunter ein Soldat und ein einjähriges Mädchen, verletzt worden.

Noriega, der eigentliche Machthaber Panamas, befand sich zum Zeitpunkt der Schießerei offenbar in Chiriqui, etwa 400 Kilometer westlich der Hauptstadt. Der Armeechef war einen Tag zuvor von der ihm loyal ergebenen Nationalversammlung zum neuen Regierungschef gewählt worden. Noriega erhielt gleichzeitig „Ausnahmebefugnisse“, um das Land zu regieren, und wurde beauftragt, den Kampf der „nationalen Befreiung“ gegen die USA fortzusetzen.

Die USA sprachen der Wahl in einer ersten Stellungnahme die Legitimität ab. Der Sprecher des Weißen Hauses Marlin Fitzwater sagte am Freitag, Washington betrachtete Noriega nicht als Regierungschef. Das Ganze sei ein neuer Versuch Noriegas, sein Regime dem panamaischen Volk aufzuzwingen. Die Ankündigung der Nationalversammlung, Panama befinde sich im Kriegszustand, wird nach den Worten Fitzwaters keine Auswirkungen auf die Politik der USA haben.

Zwischen den in der Kanalzone stationierten US-Einheiten und panamaischen Truppen war es in den letzten Monaten zu einer Serie von Konfrontationen gekommen. Am Wochenende wurden US-Panzer zum US-Fort Clayton geschickt.

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