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Die Revolution überrollt die Speerspitze

■ Einsamer Pressetermin der „Umweltbibliothek“ gestern in Ost-Berlin: Nur ein paar Journalisten waren anwesend / Die Ur-Opposition kämpft gegen das Vergessen an, möchte auf keinen Fall auch noch eine eigene Partei gründen - und will jetzt den „Ausstieg“ aus den Kirchen

Die Ostberliner Umwelt-Bibliothek (UB), eine Oppositionsgruppe der allerersten Stunde, mußte gestern eine paradoxe Bilanz des Umbruchs in der DDR ziehen: Einerseits durfte sie für eine Pressekonferenz in den weitläufigen Konferenzsaal des Internationalen Pressezentrums einladen andererseits war aber kaum ein Journalist der Einladung gefolgt. Gegenüber den „international beachteten und hofierten neuen Parteien und Plattformen“, konstatierte die UB in einer Erklärung, „können die alten basisdemokratischen Strukturen der DDR-Opposition sich nicht mehr Geltung verschaffen“.

Die rauschebärtigen UB-Mitarbeiter kann das nicht zufriedenstellen. Zumal den Parteien, so Christian Halbrock, „Inhalte und Konzepte fehlen“. „Bezeichnend“ findet Wolfgang Rüddenklau das „Gelächter und Unverständnis“, das Rudolf Bahro entgegenschlug, als der auf dem SED-Parteitag die industrielle Abrüstung der DDR forderte. Ein „inkompetenter Haufen“ sei auch die grüne Partei, findet der Umwelt -Bibliothekar. Die UB hatte sich bisher gegen die Parteigründung ausgesprochen. „Partei und Basisdemokratie, das ist ein Widerspruch in sich“, vermerkte Rüddenklau.

Die UB hatte sich statt dessen der grünen Liga angeschlossen, einem DDR-Dachverband unabhängiger Öko -Gruppen. Denselben Weg - die Gründung unabhängiger Aktionsbündnisse - empfahl die UB gestern auch anderen Basisgruppen. Zweiter Vorschlag der Ur-Oppos: der Ausstieg aus den Kirchen, unter deren Dach sich die meisten Basisgruppen bisher bewegt hatten. Der Ausstieg sei die „Voraussetzung für volle Aktionsfähigkeit“. Nur „Dank der Protektion durch den Gemeindepfarrer“ habe man Konflikte mit Teilen der Zionsgemeinde durchgestanden, erinnerten die UB -Mitarbeiter.

Jetzt will die Ökogruppe eigene Räume und die Zulassung durch die Behörden. Bisher gibt es für die UB, meint Rüddenklau, „irgendwelche Schwierigkeiten“: „Es gibt da eine sehr elastische Wand.“ Bis zum 25. Dezember gibt die UB dem Magistrat Zeit, Räume rauszurücken. Wenn nichts passiert, so erklären die Aktivisten, „werden wir gezwungen sein, so zu handeln wie in der Vergangenheit: gesellschaftlichen Druck zu schaffen - und uns die Rechte zu nehmen, die man uns nicht gewähren will“.

hmt

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