Schuldenberg wächst

Venezuela und Marokko potentielle Brady-Kandidaten Geschäftsbanken halten sich bei Kreditvergabe zurück  ■ Mit der SCHULDENKRISE auf Du und Du

Bonn (ap/taz) - Nach Schätzung der Weltbank werden die Auslandsschulden der Entwicklungsländer in diesem Jahr 1,29 Billionen Dollar betragen und 1990 um zwei Prozent auf 1,319 Billionen Dollar steigen. Der 1988 zu verzeichnende leichte Rückgang der Schuldenlast fand im laufenden Jahr keine Fortsetzung. Wie im Vorjahr übertrafen die Rückzahlungen der Schuldnerländer die Summe der von den privaten Geschäftsbanken neu vergebenen Kredite.

Bislang haben Mexiko, die Philippinen und Costa Rica mit ihren internationalen Gläubigerbanken Vereinbarungen nach den Vorschlägen des amerikanischen Finanzministers Nicholas Brady für hochverschuldete Schwellenländer getroffen. Voraussetzung für die Aufnahme von Verhandlungen mit weiteren Ländern ist die Bereitschaft zur Realisierung strenger Anpassungsprogramme. Der für internationale Wirtschaftspolitik zuständige Weltbank-Direktor Johannes Linn nannte Venezuela und Marokko bei der Vorstellung des Berichts als weitere wahrscheinliche Kandidaten für die „Brady-Initiative“.

Von kritischer Bedeutung für den Erfolg der Schuldenstrategie sei auch das Verhalten der Industrieländer. Vonnöten seien vor allem stabile Zinsen, freier Handel sowie rechtliche und steuerliche Bedingungen, um den Geschäftsbanken Vereinbarungen über Schuldenreduzierung erleichtern. Die Brady-Initiative bleibt allerdings gefährdet: Ein Anstieg der Realzinssätze um zwei Prozent in den Industrieländern könnte die durch Schuldenstreichung oder Zinsreduzierung erzielten Fortschritte mit Leichtigkeit zunichtemachen, warnt die Weltbank.