: „Black Rain“ von Ridley Scott
■ Ich will meinen Killer!
Bei manchen Filmregisseuren ist es wirklich zum Heulen. Da drehen sie mal einen richtig guten Film (Blade Runner) und auch einen annehmbaren (Alien). Danach ist Sense, Talent wird vergeudet. Ridley Scott ist einer von denen, die für viel Geld ihrem Produzenten die Füsse küssen, egal, wie unangenehm dies für sie ausgeht. Das heißt im Fall der neuen Kinoarbeit Scotts: Ist die Geschichte an einer Stelle zu dünn, wird noch ein Kameraschwenk eingebaut. Oder ein weiterer Schnitt. Vielleicht auch ein obszöner Dialog.
Black Rain ist Hollywoods großkotzige Antwort auf den japanischen Kaufrausch. Wenn die Asiaten schon unbedingt die halbe US-Filmindustrie aufkaufen wollen, muß zumindest filmisch zurückgeschlagen werden. Das könnte eigentlich ganz lustig sein, zwei Amis, die völlig unbeleckt durch das Mysterium Japan irren. Aber Scott wollte keine Kommödie drehen. Ein Thriller sollte es werden.
Dick Conclin (Michael Douglas) ist ein rechter New-York-City -Cop. Laut, ungehobelt, korrupt und gewalttätig. Als ihm ein japanischer Killer, den er in Osaka abliefern soll, schon bei der Landung von der Nippon-Mafia abgenommen wird, sieht er rot. Er muckt die kleinen japanischen Kripo-Leute an, will lieber Kaffee als Tee und beharkt seine zen -erleuchteten Gesprächspartner mit unflätigen Sprüchen. Er will seinen Killer wiederhaben, koste es, was es wolle.
Damit dieser Husarenritt durch das fremde Osaka auch als Ridley-Scott-Film identifiziert werden kann, zitiert der Meister seine früheren Arbeiten, wo es nur geht. Der Anflug auf Japan, die obligaten Kameraflüge über Straßenschluchten und die neon-grellen Straßenszenen sind oberflächliche Plagiate eigener vergangener Herrlichkeit. Dazwischen wuselt Michael Douglas mit dem Charme eines Bulldozers und hat nur eines im Sinn: Ich will meinen Killer. Ein Bandenkrieg, Rache für Hiroshima und die Amerikanisierung Japans sowie Falschgeld vermögen da nicht weiterzuhelfen.
Wenn bei einem Film am anderen Tag nicht viel mehr hängenbleibt als ein paar bunte Bilder, kann er nicht viel taugen. „Manchmal muß man mit dem Arsch denken und nicht mit dem Kopf“, sagt Douglas einmal. Mag er das tun. Ein Regisseur darf das nicht. Jürgen Franck
City 1, 17.15 und 20 Uhr, City 2, 17.30 und 20.15 Uhr.
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen