: Stop-And-Stau-Syndrom
■ Bremer Umwelt Beratung mit Bremer Karte und bunten Herbststräußen im Stau
Warum ist es im Stau so schön? Jörg Oberheide
Jeder will sie, keiner liebt sie. AutofahrerInnen würden ihre Dienste gern in Anspruch nehmen, wenn sie nur etwas zuvorkommender wären. Die BenutzerInnen des Öffentlichen Personen Nahverkehrs steigen ein, zähneknirschend, ob der Umständlichkeit, mit der sie ans Ziel gelangen. Die Rede ist von Bussen und Bahnen und ihrer mangelnden Akzeptanz in Bremen.
Die zu erhöhen, war gestern das Team vom ABAC (Auto -Beratung gegen Auto-Chaos) an den Dobben gezogen und verteilte Bremer Kärtchen (an die stehenden Auto -FahrerInnen) und Blumensträuße (an die ÖPNV-BenutzerInnen). In die roten Monturen der Stauberater hatten sich Mitglieder der Bremer Umwelt Beratung, einer Dachorganisation für ökologisch orientierte Verbände (Verbraucherzentrale, BUND, Recyclinghof Findorff oder Deutscher Hausfrauenbund) gezwängt. Ihr auffallend freundlicher Eingriff in den Stop -and-go Feierabendverkehr beschränkte sich auf kurze Gespräche durchs Autofenster. Die Befragten lobten durch die Bank die Straßenbahn, nur benutzen wollten sie sie nicht. „Ich komme mit dem Auto schneller durch die Stadt“, „Zu umständlich“ , „Ich muß zum Hafen, da gibt es keine Verbindungen“, „Ich bin Handwerker, brauche den Wagen für mein Werkzeug“ - die Vorzüge des MIV (Motorisierter Individual-Verkehr) waren flugs aufgezählt.
Daß sich die Betreiber des öffentlichen Verkehrsnetzes in Bremen noch keine Meriten erworben haben, machten auch die ÖPNV-BenutzerInnen klar, nachdem sich ihr erstauntes Gesicht über das Blumengeschenk gelegt hatte. „Eben, das war wieder ein typisches Beispiel. Die 1 kommt an, die 10 fährt mir vor der Nase weg“, berichtete eine Frau an der Haltestelle Dobben über ihren täglichen Verdruß mit den Fahrplänen der BSAG.
Trotz der Mängel des ÖPNV will die Bremer Umwelt Beratung mit ihrer gestrigen Aktion an die Vernunft der Bremer AutofahrerInnen appellieren, künftig Strecken, die kürzer als fünf Kilometer sind, ohne Auto zurückzulegen.
anh
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