: Wider den „Biz Bize„-Sendestop
■ Proteste gegen Beschluß, die türkischsprachige Sendung wegzusparen
Der Beschluß des Radio-Bremen Direktoriums, die tägliche türkischsprachige Regionalsendung „Biz Bize“ zum 1. März wegzusparen, löste gestern scharfe Protesterklärungen aus. Ali Elis, stellvertretendes Mitglied des Rundfunkrates, „verlangte im Namen der türkischen Landsleute diese Entscheidung zurückzunehmen.“ Elis, der das „Zentrum für Migranten und interkulturelle Studien“ begründet hat, erklärte weiter: „Die Sendung wurde von uns vor genau fünf Jahren politisch erkämpft. Sie ist lebensnotwendig für die türkischen Mitbürger.“ Es sei besonders bedauerlich, daß die Einsparung zu einer Zeit passiere, in der die Ausländerfeindlichkeit zunehme und die Ausländergesetze verschärft würden: „Das ist politisch nicht vertretbar.“ Elis weiter: „Diese Sendung war die billigste, die
man sich denken kann. Ich selbst habe viele kostenlose Beiträge gemacht. Noch nicht mal die Fahrtkosten wurden erstattet.“
Bei „Biz Bize“ handelte es sich um den ersten konkreten Beschluß in der derzeitigen Sparrunde im Funkhaus. Das Direktorium verspricht sich von der Streichung einen Spareffekt von jährlichen 300.000 Mark. Insgesamt muß es in den nächsten drei Jahren ein Haushaltsloch von 40 Millionen Mark bewältigen. PersonalrätInnen des Senders, die noch am Mittwoch mit KollegInnen spontan demonstriert hatten, waren erbost, weil das Direktorium „in bewährter Manier zugeschlagen“ hatte, „ohne vorherrige Rücksprache mit den Betroffenen.“ Das Argument, mit dem der Termin der Einstellung begründet worden war, es sei ein „personeller Engpaß“ entstan
den, nannten Personalrat und IG Medien in ihrer Erklärung „zynisch“: „Wahr ist: erst feuert Radio Bremen einen Kollegen, legt einem anderen den Weggang nahe, um dann den so gut vorbereiteten Engpaß dazu zu benutzen, eine ganze Sendung einzustellen.“ Die grüne Rundfunkrätin Dagmar Bleiker erinnerte gestern an den öffentlich-rechtlichen Auftrag des Senders'der Grundlage für die Rundfunk-Gebühren sei: „Wenn sich Radio Bremen immer weiter dem Programm der privaten Sender angleicht, verliert es letztlich seine Existenzgrundlage.“ Bleiker unterbreitete dem Sender einen alternativen Sparvorschlag: „Die Grünen fordern einen Umbau der unsinnigen Personalstruktur.“ Gerade in den höheren Gehaltsstufen müsse darüber nachgedacht werden.
bd
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