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Ölpest bedroht Marokkos Küste

■ Erst zwei Wochen nach einer Tankerexplosion kommt internationale Hilfe langsam in Gang

Berlin (afp/dpa/taz) - Trotz internationaler Hilfsbemühungen hat sich die Gefahr einer Ölpest an der marokkanischen Atlantikküste gestern weiter verschärft. Zwar konnte der von der Besatzung nach einer Explosion am 19. Dezember 1989 aufgegebene iranische Supertanker „Kharg 5“ von einem holländischen Bergungsschlepper rund 280 Kilometer von der Küste weggeschleppt werden. Ein inzwischen 300 Quadratkilometer großer Ölteppich aus ursprünglich 70.000 Tonnen Rohöl bedroht jedoch weiter die marokkanische Küste zwischen Casablanca und Safi. Vogelschutzgebiete, Fischgründe, Austernbänke und Badestrände befinden sich in dieser Gegend. Mit schwimmenden Barrieren wollen die Behörden versuchen, das Schlimmste zu verhindern. Nach einem Flug über das Katastrophengebiet befürchtete gestern Frankreichs Umweltminister Brice Lalonde, daß ungünstige Winde den Ölteppich in zwei oder drei Tagen an die Küste treiben können. Der Generalsekretär der französischen interministeriellen Meeresmission, Jean-Francois Levy, sieht diese Möglichkeit dagegen schon für den heutigen Mittwoch voraus. Damit hat sich eine Entwarnung als vorschnell erwiesen, die am Montag der Experte der Marseiller Hafenbehörden, Robert Luigi, vor Ort gegeben hatte. Luigi hatte erklärt, die Marokkaner hätten „die Lage im Griff“, ein großer Anteil des besonders leichtflüchtigen iranischen Öls sei zudem bereits verdunstet oder abgebaut. Nach Angaben Lalondes war es bis gestern nicht gelungen, alle Lecks an dem Tanker, der noch etwa 200.000 Tonnen Rohöl an Bord hat, zu stopfen. Ein zweiter Tanker sei jedoch unterwegs, um zu versuchen, das Öl aus dem führerlos im Atlantik dümpelnden Ozeanriesen abzupumpen. Dagegen versicherte ein Sprecher der Rotterdamer Bergungsfirma „Smit Tak“, seit Montag laufe kein Öl mehr aus.

Ein Sprecher des niederländischen Unternehmens machte gestern die spanischen und marokkanischen Behörden für Verzögerungen bei der Bergung des brennenden Schiffs verantwortlich. „Smit Tak“ sei bereits am Tag nach dem Unfall, am 20.12., zur Stelle gewesen und habe sowohl Madrid als auch Rabat gebeten, das Schiff in ruhigere Gewässer in der Nähe der jeweiligen Küsten schleppen und dort reparieren zu können, sagte der Firmensprecher. Dies sei jedoch von beiden Ländern verweigert worden. Danach sei die „Kharg 5“ in einen Sturm geraten, der alle Bergungsarbeiten unmöglich machte. Auch die portugiesische Atlantikinsel Madeira soll von einer Ölpest bedroht sein. 'Dpa‘ berichtet, der spanische Tanker „Aragon“ sei leckgeschlagen und habe bereits 25.000 Tonnen Rohöl verloren.

gero

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