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Stellvertreterkrieg

■ „How to make love to a negro without getting tired“ - ein harmloser Film über Rassismus

Fast alles ist hier sympathisch, das Anliegen, die kleinen Scherzchen und vor allem die Hauptdarsteller und die von ihnen verkörperten Figuren. Zwei Schwarze im weißen Montreal. Sie teilen sich eine kleine Wohnung und das Interesse für Frauen. Bouba (Maka Kotto) schläft oder philosophiert über den Koran, Freud und Jazz. Man (Isaach de Bankole) schreibt einen autobiographischen Roman, der den Titel des Films trägt.

Alles ist ziemlich easy going, und weil Man besonders gut aussieht und einen wohlgeformten Oberkörper hat, zieht er häufig sein Hemd aus. Ein Leben fast wie im Schwabing von Zur Sache Schätzchen. Ein Lebensgefühl, ein paar flotte Sprüche, hier und da ein Schmunzelstückchen (die beiden halten sich einen Leguan als Haushund) und en passant die gesellschaftliche Wirklichkeit.

Sympathisch ist auch die Idee, den täglichen Rassismus, dem die beiden begegnen, von seiner lächerlichen Seite zu zeigen. Ein Antiquitätenhändler verkauft Man eine Schreibmaschine wie einen Fetisch, der ihm die schriftstellerische Kraft des angeblichen, berühmten Vorbesitzers verleihen soll. Und immer wieder die unverhohlenen Fragen nach der sexuellen Hochleistungsfähigkeit.

Ein Lustspiel, am Anfang, leicht inszeniert und eher belanglos. Oft lächelt man zurück, weil man den netten Man nicht enttäuschen will, der so schön in die Kamera strahlt.

Die Komödie könnte so auch bis zu ihrem Ende dümpeln, aber man hatte Größeres im Auge. Dramatisches sollte dazukommen und die Message ausgesprochen werden. Deshalb muß Man über die Verbindung von Sex und Rassismus räsonieren: „Ein Weißer, eine Weiße, ein Neger und eine Negerin: Ganz oben steht der Weiße, darunter die weiße Frau, seine Dienerin, aber sie steht über dem Neger und der über der Negerin...“ usw.

Für Spannung und negative Identifikation soll eine weiße Rauschgiftgang sorgen, die die Schwarzen bedroht.

Nur eine Szene erreicht das Niveau, das der Titel des Films verspricht. Man ist in Anmacherlaune und spricht eine attraktive junge Frau, die vor ihm in einer Warteschlange steht, von hinten über die Schulter an. Plötzlich greift eine andere Frau ein und beschimpft ihn, weil er „unsere Frauen“ anmacht. Ein anderer Mann verteidigt ihn. Die beiden selbsternannten Stellvertreter bombardieren sich gegenseitig mit den bekannten Argumenten gegen Sexismus und Rassismus, während Man und sein „Opfer“ stumm verblüfft dabeistehen.

Auch der Film und sein weißer Regisseur nehmen diese Verteidigerstellung ein. Vielleicht ist er deshalb so harmlos. Do The Right Thing von Spike Lee war amüsanter und schärfer.

Gunter Göckenjan

Jacques W.Benoit: „How to make love to a negro without getting tired“, mit Isaach de Bankole, Mako Kotto, Roberta Bizeau, Frankreich /Kanada 1989, 97 Min.

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