: Schauburg gebiert Schaubürgchen
■ Traditionsreiches Steintorkino expandiert / Klein & fein & keine Hutschachtel
Das Gegenteil von Kinosterben ist Kinogeburt. Ein solch freudiges Ereignis steht uns ins Haus: Ab 17. Februar hat die SCHAUBURG ein zweites Kino, ein kleines, ein feines, für 99 Menschen.
Die Umbaumaßnahmen sind schon im Gange. Vom - ebenfalls neuchic gestalteten - Foyer der Schauburg aus wird es über eine Brücke (da wo jetzt immer die leeren Bierkisten stehen) ins Nachbarhaus über das türkische Geschäft gehen, wo ein Raum von knapp 200 qm zur Verfügung steht: das neue Kino. Kreative Architekten dürfen ca. 1/2 Million verbauen, um ein exklusives Ambiente herzustellen mit edler Bestuhlung, reichlich Beinfreiheit und Dolby-Stereo. Vorn entsteht wie im großen Saal eine Bühne für Jazz und „Kleinkunst“. Gleichzeitig wird das Cafe generalüberholt, fiese Teppiche raus, Steinboden rein, Blumen und Raumteiler und ganztägig geöffnet.
Pünktlich zum expansiven Umbau löste sich der desolate Verein „Kulturzentrum Schauburg“ auf in einer „Schauburg Kino GmbH“ mit drei hauptamtlichen Geschäftsführern (Holger Mertins, Thomas Hartlage, Manfred Brocki). Auf diese Weise läßt sich leichter an Gelder/Kredite kommen. 1/4 der Kosten trägt übrigens die Filmförderungsanstalt, ein weiteres die Werbefirma, die sich einen größeren Etat verspricht. Der „Rest“: Sparkasse und Eigenkapital.
Die Situation der „Schauburg“ schildert Holger Mertins als gesund, Renner wie „Das Leben ist ein lamger ruhiger Fluß“ (12 Wochen) helfen über 20-Zuschauer-Vorstellungen gut hinweg. Gegen die Mutmaßung, das „Neue“ sei Auffangkino für Schlechtbesuchtes, setzt Mertins seine programmatische Vorstellung von der Präsentation von „Filmkunst“ im kleineren Rahmen. Start am 17.2. ist mit Joris Ivens‘ „Eine Geschicht über den Wind“ und dem Horst-Janssen-Film „Ego“.
Trotzdem ist natürlich ein großer Vorteil der kleinen Spielstätte, daß erfolgreiche Filme bei Abflauen des Publikumsinteresses dorthin geschoben werden.
Das schafft eine ungleich bessere Position den Verleihern gegenüber.
Die Konkurrenz der Kinos verschärft sich durch Schauburg 2; hart trifft es das „Cinema“, doch aufgrund des neuerdings entspannten, „freundlichen“ Verhältnisses zur „Schauburg“ (die jetzt auch bei kostenlosen Kinomagazin „Mix“ einsteigt) sieht Mertins die Möglichkeit, sich jeweils nett abzusprechen.
Etwas billiger als fürs große werden die Eintrittskarten fürs kleine Kino werden. Und eine gute Nachricht für unsere Kleinen: Täglich 15 Uhr läuft ein Kinderfilm. Bu
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen