: „Teletip Wissen“ kommt aus Bremen
■ Privater Fernseh-Veranstalter SAT 1 läßt in Bremen kurze Wissens- und Natur-Filme produzieren
Im traditionsreichen Schünemann-Haus an der Schlachte, in einer langen Etage zwischen der Hauptfürsorgestelle für Kriegsopfer und der Rosenkranz-Schule, hat sich das „Spektrum TV“ eingerichtet. Unter diesem Namen soll die neue Film-Produktions-Firma für die private Fernseh-Anstalt SAT 1 kurze Filmbeiträge produzieren, die von diesem Samstag an gesendet werden: „Teletip Wissen“ heißt eine 7minütige Serie sonnabends um 15.30 Uhr, „Teletip Natur“ das Pendant montags um 17.35 Uhr. Drei Redakteure, eine Sekretärin und drei Techniker von der Produktionsfirma „Television Bremen“ arbeiten vor allem für diese beiden Sendeplätze.
Am 6. Januar soll es mit einem Beitrag zum Thema „Kernenergie“ von Herbert Bieber losgehen. Wissenschaftliche Detailfragen - wie bei der gleichnamigen Zeitschrift „Spektrum der Wissenschaft“ - werden vom Fernsehen nicht geklärt, dazu ist das Publikum zu unspezifisch: Alles was „schön, interessant und aktuell“ ist, will die Bremer Spektrum-Redaktion zeigen. Die Teletip-Serie bei SAT 1 ist kein Spezialisten-Fernsehen und kein aktuelles Magazin, um „Tier“, „Gesundheit“, „Freizeit“ etwa kümmern sich die in München bisher produzierten „Teletip„-Serien. Manche hat eben sams
tags die Glotze an und läßt sich überraschen. Zufalls -Zuschauer? „Davon muß ich zwangsläufig ausgehen“, sagt Redakteur Bie
ber, und muß deshalb in seinem „Teletip Wissen“ „gewaltig vereinfachen“. In den sieben Minuten aus Bremen soll es in den
nächsten Wochen um die Energie-Problematik gehen. Bei „Teletip-Natur“ kommen zunächst die Algen und die - von der Ausrottung bedrohten - Wale dran.
Vom Thema „Kernenergie“ übrig bleibt in den sieben Minuten an diesem Samstag der Hinweis auf die atomare Struktur der Materie und auf die offene Frage nach der absoluten Berrschbarkeit der Natur-Kräfte und das Thema der versteckten Kosten etwa aufgrund der ungeklärten „Entsorgung“. Und wenn der Reporter auf die gestiegenen „zusätzlichen“ Kosten hinweist, zeigt das bewegte Bild Ketten von Polizeibeamten zu Pferde...
Als „Engagement in Bremen“ war die Verlagerung dieser Redaktion „Spektrum-TV“ an die Weser eine der Bedingungen, unter der SAT 1 vom Bremer Sende-Turm terrestrisch ausgestrahlt wird - zusammen mit einer direkten Finanzierung des Bremer Instituts Film/Fernsehen (BIFF). Das Bremer Filminstitut ist auch juristisch der „Abnehmer“ der Spektrum -Filme und leitet sie an SAT 1 weiter, Hans-Helmut Euler und das BIFF haben den Vertrag mit SAT 1 und engagieren „Spektrum-TV“. Über diverse Verschachtelungen ist Spektrum -TV allerdings firmenrechtlich mit „Spektrum der Wissenschaft“, der Holtzbrinck-AG und SAT 1 verbunden.
Die drei Fach-Redakteure von Spektrum-TV wurden von außen „eingekauft“, Herbert Bieber kommt aus Garmisch -Partenkirchen, Helmut Fieser kommt von „Bild der Wissenschaft“ und Thomas Brodbeck von der Gruner&Jahr-Firma „Geofilm“. Auch der Chef der Firma, Schmidt, sitzt in München. Daß die freien Mitarbeiter bisher ausschließlich von auswärts kommen, liegt an der „Vorlaufphase“ der Spektrum-Arbeit, meint Redakteur Herbert Bieber - das müsse nicht so bleiben.
Die drei MitarbeiterInnen in der Produktionsfirma „TV Bremen“ kommen derweil aus der Hansestadt. An einem mehr als vier Meter langen Technologie-Tisch mischen sie Ton und Bild, satte 700.000 Mark hat das moderne High-Tech-Spielzeug gekostet. Wie Spektrum TV kann auch TV Bremen theoretisch für andere Abnehmer als das Filminstitut produzieren - sechs halbstündige Sendungen pro Jahr für 3SAT sind bisher vertraglich unter Dach und Fach.
Zum Bremer Sender sind die die Beziehungen noch konkurrenzmäßig schlecht: SAT 1 überspielt seine Filme nicht vom Bremer Sender aus, fertige Bänder werden Kommunikationstechnik des 19. Jahrhunderts - per Nachtkurier nach Wiesbaden auf die Reise geschickt.
K.W.
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