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Wladimir Majakowski: Zweierlei Berlin

Wladimir Majakowski

Zweierlei Berlin

Im Wagen

den Kurfürstendamm hinsausend,

reiß ich die Augen auf:

sonderbar

ja, Deutschland

hat sich entschieden gemausert,

so wars noch nicht

im vorigen Jahr.

Zunächst erscheint

mir alles glatt:

hier wird nicht gegreint;

der Deutsche ist satt,

Galt früher

der Dollar

als blendendste Strahlung,

heißts jetzt:

„Wir nehmen nur Reichsmark in Zahlung.“

Heut stiefelt

der Deutsche

schon nackenstark;

jüngst

rann er noch scheu

wie ein Wässerlein.

Das macht, jawohl,

die gefestigte Mark,

sogar

sein Grinsen

ist Marmorstein.

Doch halt!

wenn gesättigte Fratzen

sich röten

wozu ist denn

überall

Schupo vonnöten?

Ich schlendre

durchs Arbeiterreich

Berlin-Nord.

Die Not

gibt hier allem

sein mageres Maß.

Hier heißts:

„Die Wolfs...

ja, Doppelselbstmord...

samt Kindern...

vor Hunger...

vergiftet durch Gas...“

Das dummste Gör,

wenns verwundert hier wandert,

wird sicher aus allem

den Ratschluß ziehn:

Hier muß es zur Welt kommen,

hier,

ein andres,

ein besseres,

drittes,

ein Rotes Berlin!

Nicht lang wirds

in Kerkern und Vorstädten nisten,

es bricht durch die Sperren,

es kommt bestimmt.

Erste Vorbotschaft:

für die Kommunisten

haben

drei Millionen gestimmt! Wladimir Majakowski: Vers und Hammer

nachgedichtet von Hugo Huppert, Luchterhan

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