piwik no script img

Nationalisten in Sofia machen mobil

■ Komitee gegen Rücknahme der Zwangsbulgarisierung der türkischen Minderheit gegründet

Sofia (afp) - Die bulgarischen Nationalisten machen weiter mobil. Am Sonntag gründete sich ein „Exekutivkomitee der Front zur Verteidiung der Nationalen Interessen“, das gegen die Rücknahme der Zwangsbulgarisierung der türkischstämmigen Minderheit kämpft. Dies teilte Joto Petrow, einer der Gründer, während einer Kundgebung in der bulgarischen Hauptstadt mit. Er forderte den Aufschub der Parlamentsdebatte über die Fragen der moslemischen Minderheit, die für die nächste Sitzung am 15. Januar vorgesehen ist. Auf der Kundgebung hatten sich 5.000 bis 7.000 Menschen eingefunden, die sich gegen Wiederherstellung des Rechts der Minderheit auf ihre ursprünglichen Namen, ihre Sprache und Religionsausübung aussprachen.

Um die Nationalisten, die in den letzten Tagen Streiks und andere Protestaktionen durchgeführt haben, zu beruhigen, erklärte die Führung in Sofia am Samstag abend, sie werde die Existenz einer türkischen Minderheit auf ihrem Territorium nicht anerkennen. Außenminister Boiko Dimitrow sagte im Fernsehn, daß sein Land bei den für den 9. Januar in Kuwait geplanten Gesprächen mit der Türkei nicht die Anwesenheit einer türkischen Minorität akzeptieren werde.

An eine Aufhebung des umstrittenen Beschlusses ist dabei wohl nicht gedacht. Am Freitag abend erklärte Parlamentspräsident Stanko Todorow, diese Entscheidung sei unumstößlich. Rückendeckung erhielt die Führung in Sofia von der Umweltbewegung Öko-Glasnost und der bulgarischen Journalistenunion. Beide Verbände sprachen sich für die Gewährung von Minderheitenrechten für die rund eine Million türkischstämmigen Moslems aus. Keine Majorität könne über die Religionsfreiheit und das Recht zur Führung des Eigennamens befinden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen