: Frauen-Nachhilfe für Regierung Modrow
■ Frauen erhielten gestern „Audienz“ bei Regierungschef Modrow
Berlin (taz) - Eine „Staatssekretärin für Gleichstellungsfragen“ im Range einer Ministerin wird die DDR-Regierung in absehbarer Zeit nicht einstellen. Diese Forderung des unabhängigen Frauenverbands beschied Ministerpräsident Modrow gestern negativ. Begründung: die Wirtschaftskrise, das fehlende Geld im Staatssäckel und die momentan fehlende Legitimation für solche Maßnahmen. Doch immerhin hatte sich der Regierungschef gestern die Mühe gemacht, Vertreterinnen des neuen Frauenverbandes und des alten Demokratischen Frauenbundes Deutschland (DFD) zu sich zu bitten, um mit ihnen über die aktuelle Lage in der DDR und eine „aktive Gleichstellungspolitik“ zu diskutieren. Mit dabei waren die drei Ministerinnen in seinem Kabinett Luft (Wirtschaft), Nickel (Finanzen) und Mensch (Arbeit).
Auf einer anschließenden Pressekonferenz zeigten sich die Vertreterinnen des unabhängigen Frauenverbands zwar unzufrieden über das Gesprächsergebnis, aber nicht ohne Hoffnung. Immerhin sei ein Anfang gemacht, und die Regierungsspitze zeige sich auch nicht unwillig, in Sachen Frauenpolitik ein Problembewußtsein zu entwickeln. Es sei eben noch viel Nachhilfe nötig. Ein weiteres Treffen, bei dem es unter anderem um die Gleichstellung von Frauen gehen soll, wurde bereits vereinbart. Mittlerweile wurde die „Frauenfrage“ an einen Ausschuß delegiert, der extra für diesen Themenkomplex vom überregionalen runden Tisch ins Leben gerufen wurde. Am 3. Januar hatte er seine erste Sitzung und will bis Ende Februar detaillierte Positionen ausarbeiten.
Nachhilfe braucht aber offenbar nicht nur die Regierung. Bedarf hat auch die Opposition. So hatte sich das Neue Forum auf seiner Landesdelegiertenversammlung am Wochenende mit deutlicher Mehrheit gegen jegliche Quotenregelung ausgesprochen. Die Vertreterinnen des Frauenverbandes zeigten sich gelassen. In dieser Frage sei das letzte Wort noch nicht gesprochenn. Zunächst allerdings gelte es, die Mehrheit der Frauen zu überzeugen, die nach wie vor keine „Quothilden“ sein wollen. Außerdem sei es schwierig, Frauen zu finden, die längerfristig aktiv in die politische (Partei -)Arbeit einsteigen wollen, weil die meisten „das Agieren in diesen Männerstrukturen als psychisch deformierend erleben“.
Uhe
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