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Indikator Gorbi

 ■ McCASH FLOWS ORAKEL

Wie fragil die von den Osteuropaperspektiven genährte Hausse an der Börse derzeit ist, zeigte sich Ende letzter Woche: Wegen Terminschwierigkeiten mußte Generalsekretär Gorbatschow einem Auslandsbesucher absagen, schon wurde die Meldung zur top-news, daß er sämtliche außenpolitischen Treffen in diesem Monat annulliert habe, weil ihm der interne Problemberg einfach keine Zeit ließe. Auf diese Nachricht reagierten die Aktienbörsen sofort mit Kursverlusten, die sich zwar nach einem Dementi aus dem Kreml wieder in Grenzen hielten, aber doch die Sensibilität verdeutlichen, mit der das Börsenthermometer reagiert. Nicht die Zinsentwicklung oder der Dollarkurs, sondern das politische Wohl und Wehe des Kremlführers ist der maßgebende Börsenindikator der nahen Zukunft. So könnte eine neue Krise der Gorbatschow-Administration einen dramatischen Kurseinbruch auslösen - nicht nur bei deutschen Aktien, die als Hauptprofiteur der sich etablierenden Marktwirtschaft im Osten gelten, sondern auch in Wallstreet und Tokio. Daß die deutsche Börse auch im neuen Jahr ihren kräftigen Trend nach oben fortsetzt, verdankt sich vor allem japanischen Investoren, die sich auf die Titel konzentrieren, die von der neuen politischen Situation als erste profitieren neben den Branchen Bau, Automobil, Konsum sind dies auch Finanz- und Versicherungswerte, was angesichts des Kreditbedarfs für die anstehenden Reformen in Osteuropa einleuchtet. Allein für die dringendsten Instandsetzungsarbeiten der Rumpelkammer DDR schätzt man einen Kapitalbedarf von 400 Milliarden Mark - was da erst die Renovierung des gesamten Ostflügels im Europäischen Haus kostet, läßt sich ebenso leicht ausrechnen wie die Zinseinnahmen, die den Banken in die Kassen fließen werden selbst wenn sie, aus Solidarität und Menschlichkeit, vom üblichen Zinssatz generös einen viertel Prozentpunkt nachlassen.

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