: Rumänienberichte kontrovers
■ BR-Chefredakteur weist Kritik zurück / Technisch bessere Ausrüstung gefordert
BR-Fernseh-Chefredakteur Heinz Burghart hat eine bessere technische Ausrüstung des ARD-Reportageteams für Krisenzeiten gefordert. Derzeit verfüge die ARD noch nicht über (von amerikanischen Journalisten häufig eingesetzte „Fly away„-)Geräte, die dem Reporter selbst die Zuspielung seiner Berichte über Satellit in die Heimatredaktionen ermöglichen. Die ARD-Chefredakteure hätten sich schon verschiedene Male mit dem Thema befaßt, jedoch bisher keine Entscheidung getroffen. In den Krisentagen in Bukarest sei man leider technisch unzureichend ausgestattet gewesen, sagte Burkhart. Korrespondent Eberhard Büssem habe „vieles“ nicht aus dem Land bringen können, da Leitungen oder andere Transportwege blockiert waren. Trotzdem sei es dem BR gelungen, für alle aktuellen Sendungen im Ersten Berichte zu liefern.
Kritik, der in der ARD für Osteuropa zuständige Bayerische Rundfunk habe die Berichterstattung über die Ergebnisse in Rumänien während der Weihnachtstage „verschlafen“, wie sie unter anderem der Pressedienst der bayerischen SPD geäußert hatte, nannte Burkhart „in keiner Weise gerechtfertigt“. Die ganze Zeit über seien drei Redakteure in Rumänien gewesen: Büssem in Bukarest, Detlef Kleinert in Temesvar und Wolfgang Schnur in Arat. Am 22. und am 26. und 27. Dezember habe es Brennpunkt-Sendungen gegeben. „Wir haben nicht geschlafen, im Gegenteil: Die Kollegen in München haben ihre Feiertage geopfert, und die Kollegen in Rumänien haben unter Lebensgefahr gearbeitet.“ Wenn es Schwierigkeiten gegeben habe und nicht immer die Erwartungen erfüllt wurden, was er nicht bestreite, sei dies auf die Bürgerkriegssituation im Lande und die unzureichende technische Ausstattung zurückzuführen. Das Fernsehstudio in Bukarest habe zum Hauptkampfplatz gehört.
„Noch nicht klar“ ist, so Burkhart, wie die Kommunikation zwischen dem ARD-Studioleiter in Wien, Dagobert Lindlau, und Korrespondent Büssem in Bukarest während der Weihnachtsfeiertage funktioniert hat. Lindlau sagt, er habe Eberhard Büssem zwei Mal per Telex angeboten, Peter Miroschnikow und Helga Höfer zur Verstärkung zu schicken, jedoch keine positive Antwort erhalten. Burkhart widerspricht dieser Darstellung zumindest teilweise: Der BR habe auf die Entsendung von Miroschnikow zunächst mit Rücksicht auf das sensible Verhältnis zwischen Miroschnikow und Lindlau verzichtet, dann aber am 28. Dezember entschieden, daß er doch nach Rumänien fahren solle. Die „Initiative ging von München aus, nicht von Wien.“
Lindlau hatte kurz vor Weihnachten den Intendanten des Bayerischen Rundfunks um die Entbindung von seinem Wiener Posten gebeten und dabei gesundheitliche Gründe sowie die mangelhafte personelle Ausstattung des Wiener Büros als ausschlaggebend für seinen Schritt genannt. „Trotz der dramatischen Entwicklung im Berichtsgebiet“ sei das Büro in Wien „personell geschwächt statt gestärkt“ worden. „Leider waren nur kurzzeitige Entsendungen möglich. Ich bin der Meinung, daß unter diesen Umständen die journalistische Leistung, auf die die Zuschauer von ARD-Aktuell Anspruch haben, nicht optimal erbracht werden kann.“ Der BR -Chefredakteur widerspricht dieser Kritik. Bereits 1988 und nicht erst 1989 sei ein Mitarbeiter aus Wien zurückgezogen worden, jedoch habe der BR das Studio immer wieder zeitweise verstärkt.
Der Bayerische Rundfunk hat über Lindlaus Ersuchen noch nicht entschieden. Albert Scharf als amtierender Intendant hat die Beteiligten aufgefordert, sich in der jetzigen Situation auf die Berichterstattung zu konzentrieren.
epd
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