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Ausfallerscheinungen-betr.: "Grüne Raupe im grauen Kokon der Gewöhnung", taz vom 6.1.90

betr.: „Grüne Raupe im grauen Kokon der Gewöhnung“,

taz vom 6.1.90

Etwas dümmlich stehen sie ja schon da, die realpolitischen Grünen. Nachdem sie sich gerade von der inzwischen anerkannten ökologischen Radikalität weg dem wirtschaftlich militärischen Einheitskonsens genähert hatten, stehen sie mit einigen ihrer neuen Positionen am rechten Rand (kein Nato-Austritt, Zurückhaltung in der Frage Ökonomie -Ökologie).

Natürlich zeigen die ProtagonistInnen dieser überholten Inhalte Ausfallerscheinungen, und die geprügelten Fundis zeigen angesichts ihrer Situation nicht gerade ihre sonst so inhaltlichen Qualitäten.

Aber sonderlich gut kennt sich der taz-Schreiberling nicht gerade aus, sonst würde er sich nicht so müde über die ganze taz-Seite quälen und dabei erzählen, die Grünen bräuchten Inhalte, zum Beispiel ein Umbauprogramm. Bekanntlich haben die Grünen ein solches aus den Zeiten, wo den Realos noch was einfiel. Mit den Programmen der anderen Parteien kann es alle mal mithalten, obwohl ich das für keine qualitative Aussage halte.

Es wäre Zeit, wieder die „alten“ Programme auszugraben, deren „utopische Realitätsferne“ dem nachgerückten, phantasielosen Lehrerbeamtentum als zu weitgehend erschien. Die Geschichte aber ist doch phantastischer.

Axel Bretzke, Darmstadt

Der Artikel läßt mich fragen, ob die taz nun statt Rotgrün nur die SPD allein dranhaben will?

In 'Natur‘ war wenigstens noch im letzten Abschnitt ein positiver Ausblick enthalten, nämlich der, daß die Grünen im Land und in den Gemeinden flügge werden und sich von der geistigen Elite abnabeln; daß dort der eigentliche Fortschritt der Grünen liegt. Aber das gibt wohl medial nix her.

Das Hickhack der (immerhin nicht öffentlichkeitsscheuen) parlamentarischen ElfenbeinturmbewohnerInnen gibt da anscheinend mehr her - und ist wohl auch den geistigen Wurzeln der AutorInnen näher. Fleischbeschau und Selbstzerfleischung würd‘ ich das nennen. Reicht es nicht, wenn andere Rotgrün totreden wollen? Konzentriert Euch doch mal weniger auf das Gequassel von „Köpfen“ oben, sondern auf die grüne Arbeit im Land. Das nimmt den Streitgeistern den Zunder.

Und tutet nicht ins gleiche Horn wie viele Nur-WählerInnen, die bedauern, daß es so wenig profitable „Köpfe“ gäbe. Habt Ihr schon mal 'nen lebendigen Kopf ohne Bauch, Beine, Arme etc. gesehen?

H.Wilhelm, Saarbrücken

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