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Spekulationen über Rau-Nachfolge

■ Will der nordrhein-westfälische Ministerpräsident 1994 den Bundespräsidenten ablösen? / Rau weist solche Gerüchte als „absurd“ zurück / Der Chef der Staatskanzlei, Wolfgang Clement, wird als Kronprinz gehandelt

Düsseldorf (taz) - Als „ärgerlich“ und „absurd“ hat der nordrheinwestfälische Ministerpräsident Johannes Rau die Spekulationen um seine Nachfolge bezeichnet, die im Vorfeld der am 13.Mai stattfindenden Landtagswahl öffentlich ausgebreitet wurden. Für die größte Verstimmung bei Rau haben dabei Meldungen gesorgt, er wolle sich 1994 um die Nachfolge des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker bewerben. Rau am Dienstag vor der Presse wörtlich: „Dies ist kein Amt, um das man sich bewirbt. Ich will wieder Ministerpräsident werden, und ich will es für die ganze Wahlperiode.“ Er wolle auch „nicht ausschließen“, 1995 noch einmal in NRW anzutreten.

Daß Rau das Amt des Bundespräsidenten zum Abschluß seiner Politkarriere gern übernehmen würde, ist parteiintern dagegen seit Jahren bekannt. Den Anlaß für die aktuellen Spekulationen lieferte die SPD-Spitze mit ihrem Vorschlag für die SPD-Reserveliste für die Landtagswahl selbst. Danach soll der jetzige Chef der Staatskanzlei, Wolfgang Clement, als einziger Spitzenpolitiker ohne eigenen Wahlkreis auf Platz6 der Liste plaziert werden. Dieser Platz dokumentiert den politischen Aufstieg von Clement, der erst vor einem Jahr die Leitung der Staatskanzlei übernahm. Da ein Ministerpräsident in NRW Mitglied des Landtages sein muß, könnte Clement, so die Gerüchte, zum Nachfolger von Rau gewählt werden, wenn der 1994 als Präsident nach Bonn ginge.

Clement, der für die SPD an der Seite von Rau schon lange als ein cleverer Stratege und Machtmensch vorwiegend im Hintergrund wirkte, hat nach Meinung der Spitzensozis in Düsseldorf im letzten Jahr auch die administrativen und repräsentativen Aufgaben glänzend bewältigt. Seither gilt er intern als potentieller Nachfolger - trotz aller Dementis. Beim Wahlvolk in NRW ist Clement dagegen bisher kaum bekannt, geschweige denn beliebt. Aus dem knochenharten Macher einen gütigen Landesvater zu machen dürfte selbst den besten Werbeprofis schwerfallen. Dem oft als Kronprinz gehandelten Umweltminister Matthiesen wird die Ministerpräsidentenrolle schon seit langem nicht mehr zugetraut.

J.S.

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